Auf Exkursion – Projektvisite mit der Universität Osnabrück.

Unser Geschäftshaus in Hannover Vahrenwald war kürzlich Zielort für Wirtschaftsgeografen der Universität Osnabrück. Die Studierenden haben auf der Exkursion Standortentwicklung hautnah erlebt.

Es ist ein geschäftiger Morgen im Smalianwinkel 3 in Hannover. In den Wohnungen, die von den Bau- und Projektleitern als Büros genutzt werden, hört man die Arbeiten auf der Baustelle, die nur wenige Meter entfernt liegt: Auf 4.600 Quadratmetern werden Schalungen montiert, Stahlbewährungen verrödelt und Beton eingebracht. Der Rohbau wächst beständig an den beiden Kränen empor – inzwischen hat das Baugerüst die Höhe des geplanten 3. Obergeschosses erreicht. Später wird das Gebäude fünf Stockwerke in die Höhe ragen.

Volker Hopp ist Projektmanager für das Büro- und Geschäftshaus an der Vahrenwalder Straße, das die Entwicklungsgesellschaft LIST Develop Commercial bauen lässt. An diesem Morgen hat er aber noch eine andere Rolle: Er ist Studentenguide. Um zehn Uhr ist er mit Studierenden der Universität Osnabrück verabredet, die eine Fachexkursion zu diesem Projekt unternehmen.

Ausflug in die Praxis

Insgesamt 13 Wirtschaftsgeografen und Geoinformatiker begeben sich zusammen mit Prof. Dr. Meinen von der Hochschule Osnabrück Osnabrück in den Besprechungsraum. Auf Nachfrage erklärt eine der Studierenden, was das Aufgabengebiet eines Wirtschaftsgeografen ist: „Nach unserem Studium können wir beispielsweise in die Wirtschaftsförderung bzw. in die Standortentwicklung gehen.“

Nach kurzer Begrüßung und Vorstellung gibt es direkt einen Crashkurs für die Studenten. Volker Hopp stellt das Projekt in groben Zügen vor: Was wird hier gebaut, welche Unternehmen und Menschen arbeiten hier gerade, welche Rollen gibt es, wer wird später hier einziehen, wenn das Gebäude im nächsten Jahr fertiggestellt wird?

Volker Hopp geht auch auf die Besonderheiten ein. Als ehemaliger Bauleiter kennt der jetzige Projektmanager beide Sichtweisen – er hat sowohl auf der Seite der Baugesellschaft als auch des Bauherren gestanden. Daher kennt er die Herausforderungen für den Bau des Projekts und ist auch mit seiner Entwicklung vertraut.

Win-Win-Entwicklung: Die eigene Nachbarschaft als Standortvorteil

„Wir sind hier mitten zwischen der stark befahrenen Vahrenwalder Straße und dem historischen Produktionsgebäude von Continental. Bei diesem Projekt ist der Lagerplatz eine immense Herausforderung – eingepfercht in dieser Umgebung bauen wir sozusagen auf einer Briefmarke“, erklärt er. „Gerade bei den Erdarbeiten für die Tiefgarage in den zwei Untergeschossen mussten alle kreativ werden. Weil wir das Grundstück bis zum äußersten Rand bebauen und durch die naheliegende U-Bahn eingeschränkt werden, mussten wir beispielsweise die Abstützungen der Baugrube in das Innere des Baufeldes verlagern.“

Vor allem die Perspektive des Bauherren erläutert Volker Hopp: Die Stadtverwaltung hat für die Bebauung des Grundstücks einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zum Konzept von LIST Develop Commercial verabschiedet – dieser orientiert sich an strikten Eckpunkten und bietet weniger Raum für Anpassungen im Bauverlauf. Neben der Zusammenarbeit mit den Behörden und der Anbahnung des Projektes ist auch die Auswahl der passenden Mieter für die Studenten besonders spannend.

„In dem Geschäftshaus werden später ein Parkhaus in der Tiefgarage, ein Rewe-Markt, ein Bäcker/Café, ein dm-Drogerie-Markt sowie Büroflächen für den Coworking-Anbieter Design Offices Platz finden. Im vierten und fünften Geschoss wird sich die Hotelkette B&B HOTELS einmieten.“

Ein Mikrokosmos entsteht.

Er führt weiter aus: „Unser Ansatz in der Projektentwicklung ist immer, Mieter voneinander profitieren zu lassen: Der Einzelhandel bekommt Kunden durch die Besucher der Coworking-Flächen, Hotelgäste und den Eingang zur U-Bahnstation, der direkt am Gebäude gelegen ist. Design Offices steigert die Attraktivität seiner Arbeitsplätze durch die gute Verkehrsanbindung, die Hotelzimmer im selben Gebäude und auch den Verbrauchermarkt in der Etage unter den Büros. Für B&B Hotels ist die Lage spannend, denn wer sich hier als Hotelgast einquartiert, findet einen Parkplatz, eine Arbeitsumgebung, Drogerie und Lebensmittelhandel und einen Zugang zum Nahverkehr. Auch die Tiefgarage kann mit den Kunden des Coworking Space, den Gästen des Hotels und den Einkäufern von Rewe oder dm rechnen.

Stahlkappenschuhe an, es geht nach draußen

Nach dem Crashkurs geht es vom Reißbrett in die Realität: Die Studierenden werden mit Helmen und Warnwesten eingedeckt. Volker Hopp geht voran und führt die Truppe auf das Baufeld: Als erstes geht es in die Tiefgarage.

Dort stellt er das gerade eingerichtete Zisternensystem vor: „Wir dürfen bei diesem Gebäude nur eine begrenzte Abwassermenge in die Kanalisation einleiten. Für den Fall von Jahrhundertniederschlägen haben wir deshalb zwei Wasserspeicher in den Untergeschossen, in denen wir überschüssiges Regenwasser zwischenspeichern können.“

Nach dem Aufstieg durch das Treppenhaus mit dem provisorischen Geländer finden sich die Studentinnen und Studenten im zukünftigen Rewe-Markt wieder. Es geht auf eine Fantasiereise: „Hier werden die Tiefkühlwaren später stehen, drüben kommen Obst- und Gemüse hin, durch diesen Durchgang gelangt man zum Bäcker und der U-Bahnstation“, schaut Volker Hopp in die Zukunft.

Zwei Stockwerke weiter oben nähert sich die Führung ihrem Ende. Hier nimmt der Innenhof, der im ersten Geschoss liegen wird schon Form an. Auch die galerieartige Terrasse darüber ist schon zu erkennen: „Mit diesem Terrassenkranz erhält unser Mieter Design Offices eigene Veranstaltungsflächen zu den Büroräumen“, erzählt Hopp den Studierenden.

Die Praxis ist prüfungsrelevant

Die Gruppe kehrt zurück in die „Bauzentrale“. Bauhelme werden abgelegt, die Warnwesten ausgezogen, nach Brötchen und Getränken beginnt die Abschlussrunde. Die letzten Fragen werden geklärt: Wie ist der Zeitplan, welche Herausforderungen gab es im Projektverlauf? Welche Auswirkung hat die Feuerwache, die demnächst in der Nachbarschaft gebaut wird, auf die Brandschutzvorlagen? Und welche Rolle spielen wiederkehrende Betriebskosten bei z. B. der Fassadenpflege?

Nachdem alle großen und kleinen Fragen beantwortet sind, bleiben die Studierenden mit ihrem Professor noch kurz im Baubüro. Weil die Exkursion relevant für die nächste Hausarbeit wird, werden noch ein paar Hinweise zur Aufgabenstellung gegeben. Praxisbezug haben die Besucher bei dieser Visite auf jeden Fall mitgenommen.

Zur Person

Zwischen 2012 bis 2017 war Volker Hopp bei LIST Bau Nordhorn als Bau- und Projektleiter tätig. Seit 2018 ist er Projektmanager bei LIST Develop Commercial. Bei seiner Schnittstellentätigkeit helfen ihm seine Erfahrungen aus der Perspektive eines Generalunternehmens in Kombination mit der eines Projektentwicklers. Er managet das Projekt Hannover Vahrenwalder Straße, das gemeinsam von LIST Develop Commerical (Bauherr), LIST Bau Nordhorn (Generalunternehmen), LIST Ingenieure (TGA-Planung) und LIST Invest realisiert wird.