Zwei Personen auf einer LIST Baustelle, betrachten Holzleimbinder
Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Detachability index als Planungsinstrument – eine konkrete Lösung für die Rückbaubarkeit.

Sebastian Theißen ist für die LIST Gruppe im Auftrag der Nachhaltigkeit (oder Nachhaltiges Bauen) unterwegs. Als Leiter nachhaltiges Bauen hinterfragt er mit seinem Team Planungskonzepte, Prozesse und Bauprodukte. 

Dabei stoßen sie unter anderem die Nutzung nachhaltiger Alternativen in unseren Bauprojekten an und betrachten Gebäude unter Berücksichtigung verschiedener Bewertungskriterien. Ein Kriterium ist die Rückbaubarkeit. Jedes Bauteil bzw. Bauprodukt und die Verbindungsarten müssen dabei für sich betrachtet und bewertet werden. Am Ende können wir mit ihrer Hilfe einen ganz konkreten Vorteil bieten: Zirkuläre Immobilien! 

Nachhaltige und digitale Entscheidungsgrundlagen.

Die Ökobilanz ist in puncto ökologisches Bauen unser wichtigstes Instrument. Durch sie erhalten wir Aufschluss über den Einfluss eines Gebäudes in all seinen Stadien – von der Herstellung der Gebäudekonstruktion bis hin zum Abriss und zur Entsorgung. Beim Thema Zirkularität stößt die Ökobilanz aber an ihre Grenzen. Deshalb braucht es einen weiteren Ansatz, der dafür sorgt, dass Abfall nicht länger Material ohne Identität ist. Wir möchten bewerten, wie zirkulär ein Gebäude ist. Dazu schauen wir uns unter anderem an, wie Schichten miteinander verbunden werden: geklebt, gesteckt oder ähnliches. Wir bewerten, inwieweit ein Gebäude demontiert werden kann, wie wir es rückbauen können. Dabei ist neben der Verbindungsart auch die Einbausituation, der Rohstoffrestwert, etc. relevant, um den Rückbauaufwand bestimmen zu können. Wenn uns die notwendigen Informationen dazu vorliegen, können wir für das Gebäude einen digitalen Gebäuderessourcenpass erstellen. Dafür arbeiten wir zusammen mit unseren Partnern Madaster und Concular, um einerseits heute Materialien wiederverwenden und anderseits für die Zukunft eine wertvolle Dokumentationsgrundlage, insbesondere für die Rückbaubarkeit, bereitstellen zu können.

Im Rahmen einer detaillierten Dokumentation nutzen wir den detachability index. Dieser verrät uns, wie gut Gebäudetechnik, Bauteile, Bauprodukte oder Materialien in Zukunft wieder zurückgebaut werden können. Und das ist nicht nur wichtig für den Moment, in dem ein Neubauprojekt, z. B. für die EU-Taxonomie oder DGNB Zertifizierung, bewertet werden muss. Am Ende seines Lebenszyklus hat ein Gebäude dann nämlich auch als Rohstofflager einen Restwert und stellt statt Entsorgungskosten attraktive Rohstoffe bereit, die eine nahezu neutrale CO2-Bilanz besitzen. Zudem können wir den detachbaility index auch für echte Variantenvergleiche nutzen. Wir bewerten also nicht nur für bereits getroffene Materialentscheidungen, wie zirkulär diese sind, sondern zeigen auch auf, wie alternative Aufbauten bessere Rückbaumöglichkeiten bieten. 

Den Bestand im Blick haben.

Neben dem nachhaltigen Neubau von Immobilien spielt auch der Bestand eine große Rolle. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir an die Informationen gelangen, welche Materialien im bestehenden Gebäude verbaut sind und wie wir sie wiederverwenden können. Der Gebäuderessourcenpass und der detachability index helfen uns dabei, die Zirkularität der vorhandenen Materialien zu bestimmen. Das Ziel muss sein, den Bestand so (wieder-)nutzbar wie möglich zu machen. Und wenn wir genau wissen, welche Materialien wie, wo verbaut wurden, haben wir darüber hinaus auch den Vorteil, reagieren zu können, wenn in Zukunft ein Materialinhaltsstoff als potenzieller Schadstoff bekannt wird. Auch die grundlegenden Prozesse wie zum Beispiel die Gebäudewartungen, lassen sich mithilfe eines Gebäuderessourcenpass effizienter planen und einfacher durchführen. 

Klingt logisch.

Sowohl der Neubau als auch der Bestand bringen für uns viel Potenzial mit, das wir immer besser ausschöpfen können. Denn mit unserem digital festgehaltenen Wissen über Materialien, Verbindungen und Einbausituationen können wir deutlich mehr Transparenz hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Immobilie aufzeigen. Mit dieser Betrachtungsweise entstehen zukünftig sehr wahrscheinlich zunehmend neue Aufgaben und Anforderungen an Projektbeteiligte. Wir arbeiten bereits heute an diesen Themen und freuen uns auf die weiteren Fortschritte in diesem Bereich.

Sebastian hat am Entwurf für den Gebäuderessourcenpass mitgewirkt und er hat uns einen Einblick zum aktuellen Stand gegeben. 

Hier mehr darüber erfahren.