Quelle: LIST Gruppe

Drei Beispiele für zirkuläre Produkte – Karoline Groth zeigt auf, was schon geht.

Karoline ist Analystin nachhaltiges Bauen bei LIST Eco und beschäftigt sich mit neuen nachhaltigen und zirkulären Produkten und Verfahren. In diesem Beitrag berichtet sie uns von drei Beispielen, die zukünftig die Zirkularität von Immobilien positiv beeinflussen können.

1. Recyclingbeton

Beton macht prozentual in vielen Gebäuden einen Großteil der Masse aus. Dabei besteht bei der Ökobilanz und der zirkulären Nutzung von Beton definitiv noch Optimierungsbedarf. Hier gibt es aber einige spannende Entwicklungen am Markt. Zum einen gibt es erste CO2-optimierte Ansätze, die auf Anpassung der Rezeptur, alternative Bestandteile und Feuerungstechniken oder auch neue Technologien zur Bindung setzen. Zum anderen wird mit Recyclingbeton das Thema Zirkularität aufgegriffen. Ein sehr wichtiger Ansatz, der in meinen Augen viel stärker vorangetrieben werden sollte, insbesondere durch die Gesetzgebung. Denn Recycling von mineralischen Bau- und Abbruchabfällen ist zwingend erforderlich für eine Kreislaufwirtschaft – wir haben hier sowohl den größten Massenstrom an Materialien im Baubereich als auch den größten Abfallstrom Deutschlands. Wir können also zeitgleich große Mengen Primärrohstoffe schützen und ebenso große Mengen Abfall vermeiden.

Ganz grob beschrieben trennt man bei der Herstellung von Recyclingbeton den Bauschutt zunächst in seine Einzelteile. Metall, andere Materialien und die Feinsande, die beim Brechen des Altbetons entstehen, werden entfernt und der Rest wird zu Gesteinskörnung aufbereitet. Diese kann anschließend mit Zement wieder zu Beton verarbeitet werden. Und im Idealfall gibt es dann neben dem verbesserten Zirkularitätsindex sogar auch eine leicht verbesserte Ökobilanz – das hängt natürlich aber stark von der Effizienz des Aufbereitungsprozesses und den erforderlichen Transportwegen ab. Das Unternehmen Heinrich Feess ist Pionier in dem Bereich und bietet Recyclingbeton im Großraum Stuttgart an. Aber es gibt auch andere Anbieter von Recyclingbeton. Die drei großen Betonhersteller in Deutschland Holcim, CEMEX und HeidelbergCement haben mittlerweile neben CO2-optimiertem Beton auch Recyclingbeton im Sortiment. Ansonsten lohnt es sich aber auch immer, beim Betonwerk in der Nähe anzufragen.

2. Recyclingfähige Teppichfliesen

Auch bei Bodenbelägen wurden bereits Produkte entwickelt, die wiederverwertet werden können. Spannend finde ich zum Beispiel die Teppichfliesen DESSO von Tarkett. Das Unternehmen hat sich intensiv zum Thema Zirkularität Gedanken gemacht. Über 95 Prozent aller DESSO-Teppichfliesen sind nach C2C zertifiziert, wobei unter anderem eine nachhaltige Herstellung, Schadstofffreiheit und ein sparsamer Ressourceneinsatz gewährleistet werden müssen. Weiterhin hat das Unternehmen eine bitumenfreie Teppichfliesen-Rückenbeschichtung namens EcoBase entwickelt, die vollständig recycelt werden kann und aus einem Abfallprodukt der niederländischen Trinkwasserindustrie hergestellt wird.

Mit ECONYL wird für ein Großteil der Teppichfliesen ein Garn eingesetzt, das zu 100 Prozent aus recyceltem Nylon besteht, aber auch selbst recycelbar ist. Die modularen Teppichböden sind selbstliegend, müssen also nicht verklebt werden. Nach der Nutzungsdauer können sie dann in einem Recyclingcenter des Unternehmens so in ihre Einzelteile zerlegt werden, dass die Materialien weiterverwertet werden können. So kommen dann bei der Produktherstellung Sekundär- statt Primärrohstoffe zum Einsatz. Dieses hauseigene Recyclingprogramm nennt sich Restart. Dabei werden nicht nur gebrauchte Teppichfliesen zurückgenommen, sondern auch Verschnitt von Linoleum- und Vinylbodenbelägen. Außerdem werden laut dem Unternehmen bis zu 84 Prozent CO2 im Vergleich zur Verbrennung eingespart.

3. Rücknahmesystem für das Tragwerk aus Brettschichtholz

Bauen mit Holz liegt aus Nachhaltigkeitsperspektive aktuell total im Trend: Es ist ein nachwachsender Rohstoff, speichert CO2, ist ohne anhaftende Schadstoffe biologisch abbaubar und geht am Ende seiner Nutzung als Nährstoff in den Kreislauf zurück. Was wir dabei aber übersehen: Der Wald hat vielfältige wichtige Funktionen und steht durch den Klimawandel bereits unter Stress. Die klimaresilienten Wälder der Zukunft werden wenig mit Wirtschaftsforsten von heute zu tun haben, sodass wir uns genau überlegen müssen, wie wir mit den Wäldern umgehen und zudem Bauholz gewinnen und nutzen wollen. Vor diesem Hintergrund ist neben der direkten Wiederverwendung eine Kaskadennutzung in jedem Fall sinnvoll.

Das heißt: Nach Ablauf einer Nutzungsphase wird das Holz nicht direkt verbrannt oder entsorgt, sondern immer für ein weiteres, kleinteiligeres holzbasiertes Produkt verwendet. Dafür bietet die DERIX-Gruppe ein Rücknahmesystem. Holzkonstruktionen und Holzbauteile werden laut dem Unternehmen nach Ablauf der vom Kunden zu definierenden Gebäudelebensdauer zurückgenommen. Anschließend soll das Holz dann für eventuelle neue Konstruktionen und Bauteile weiterverwendet werden. Natürlich plant man da jetzt für die Zukunft und das kann in der Ökobilanz noch nicht ideal abgebildet werden, aber die Kreislauffähigkeit wird in der Immobilienbewertung an Bedeutung zunehmen und die Gebäude werden somit langfristig von der Lösung profitieren.