Quelle: JACBO

Wie aus einem Problem ein Bohrpfahl wird – Spezialtiefbauer JACBO.

Sie wühlen im Dreck. Sind bei Wind und Wetter draußen. Verrichten eine Arbeit, von der man kaum etwas sieht und auf die viele am Bau Beteiligten am liebsten verzichten würden. Sie machen Lärm und treiben die Kosten erheblich in die Höhe. Aber was leisten Spezialtiefbauer wirklich?

Wir befinden uns in Schüttorf. Treffen uns mit Arij Lambo und Michael Völlink, Geschäftsführer und Bereichsleiter der JACBO Pfahlgründungen GmbH. Die beiden Spezialisten für die Herstellung von Bohrpfählen in der Erde wollen mir einen Einblick geben – in ein Geschäft, das in ihren Augen viel zu bieten hat.

Also los. Ich falle direkt mit der Tür ins Haus. „Wie werden die Pfähle denn in den Boden gerammt?“ Erstes Fettnäpfchen. Meine beiden Gegenüber hören das nicht gerne, das merke ich schnell. Aber auf dem Gesicht von Michael Völlink breitet sich ein Grinsen aus: „Wir rammen nicht, sondern bohren. Da hat aber jedes Unternehmen seine ganz eigene Methode. Außerdem sprechen wir Spezialtiefbauer nicht von ‚Boden‘, sondern vom Baugrund.“

Okay, was steht dann aber am Anfang der Kette, frage ich mich. Das sieht man mir scheinbar an. „Bauherren oder Generalunternehmen wie zum Beispiel LIST Bau Nordhorn kommen auf uns zu. Sie haben ein Gebäude mit entsprechenden Lasten und ein Grundstück mit Gutachten sowie der Aussage, dass der Baugrund nicht tragfähig ist. Und unmittelbar damit verbunden haben sie auch ein Problem: die Notwendigkeit einer kostspieligen Sondergründung“, erklärt Michael Völlink. Was es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gibt, ist ein Plan dafür, welche Stützen oder Pfähle wie und in welcher Form in den Baugrund gebracht werden müssen.

Ohne Masterplan.

„Eines muss man wissen“, fährt Arij Lambo fort. „Eine Sondergründung gleicht nie der anderen. Wir können nicht in die Schublade greifen und Plan A, B oder C herausholen. Wir erstellen immer auf Basis des Baugrundgutachtens und der Informationen zum Gebäude ein individuelles Konzept.“ Dabei gibt es viel Spielraum. Zum einen stellt sich grundsätzlich natürlich erst einmal die Frage, auf welche Art der Sondergründung man setzt. Landen die Unterlagen bei JACBO auf dem Tisch, sollen Bohrpfähle für eine Tiefgründung oder Vollverdrängungssäulen für eine Baugrundstabilisierung zum Einsatz kommen – so viel ist schon einmal klar.

Dann geht es ans Engineering. „Wir betrachten sämtliche Aufschlüsse und Sondierungen und prüfen jeweils die Geologie“, veranschaulicht Michael Völlink das Vorgehen. „Vor allem sind wir daran interessiert, in welcher Tiefe wir auf eine Schicht treffen, die so dicht und mächtig ist, dass sie Lasten des Gebäudes abtragen kann. Was das genau heißt, ist Abwägungssache. Viele schlanke Bohrpfähle kommen zum Beispiel bei anderen Bedingungen zum Einsatz als wenige Pfähle mit größerem Durchmesser.“

Alles beginnt mit einem Problem.

Und was gilt es noch zu berücksichtigen? Von Hanglasten über Wind- und Erdbebenlasten bis hin zu den Lasten auskragender Bauteile müssen die Ingenieure von JACBO eine lange Liste möglicher Einflussfaktoren mit in ihre Berechnungen einbeziehen. Außerdem spielt die zukünftige Nutzung eine große Rolle. Auch wenn bei einem hohen schmalen Wohngebäude prinzipiell viel größere Lasten abgetragen werden müssen als bei einer großflächigen Logistikhalle, ist die Sondergründung von zweitem womöglich aufwendiger.

Denn bei einem 40 Meter hohen Hochregallager könnten schon ein paar Millimeter Setzung alles aus dem Gleichgewicht bringen und die Anlage untauglich machen. „Das fertige Konzept zeigt dann, wo unser Engineering welche Pfähle im Baugrund empfiehlt. Je nachdem welche Schwankungen innerhalb des Baugrundstücks vorkommen, kann es sein, dass sich dabei sämtliche Pfähle voneinander unterscheiden. Pfahldurchmesser und -länge werden auf die individuellen Bedingungen des jeweiligen Lastpunktes angepasst“, so Arij Lambo.

Mit schwerem Gerät.

Erhält der Spezialtiefbauer den Zuschlag, geht es häufig innerhalb kürzester Zeit auf die Baustelle. „Ohne uns kann das Bauvorhaben nicht starten und Zeit ist Geld“, betont der Geschäftsführer mit einem Schmunzeln. „Aber darauf haben wir uns eingestellt. Außerdem muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich so oder so ein wenig unruhig werde, wenn die Maschinen bei uns auf dem Platz stehen. Aufs Gaspedal zu drücken ist deshalb ganz nach meinem Geschmack.“

So touren die bis zu 125 Tonnen schweren Bohrgeräte von JACBO auf Tiefladern durchs Land – von Baustelle zu Baustelle. Die Hochleistungsmaschinen sorgen vor Ort dafür, dass das Geplante in die Realität umgesetzt wird. Die Bohrer sind dabei auf die jeweiligen Bedingungen angepasst und eigens vom Unternehmen entwickelt. In felsigen Gebieten kommen in der Regel Bohrschnecken mit entsprechendem Schneidwerkzeug und in sandigen Geologien häufig Vollverdränger zum Einsatz.

Erst mit uns geht es los.

Geht es dann in die Tiefe, wird nicht einfach nur gebohrt, sondern auch das Bohrmoment – also der Widerstand – aufgezeichnet. So können die Fachleute die Realität mit den Ergebnissen der Baugrundaufschlüsse und Drucksondierungen aus dem Baugrundgutachten abgleichen und somit überprüfen, ob die einzelnen Pfähle richtig dimensioniert sind. Falls nicht, wird natürlich reagiert.

„Dann heben wir den Finger“, sagt Michael Völlink nachdrücklich. „Wir müssen dafür geradestehen, dass die Immobilie auf sicheren Füßen steht. Egal, ob es sich um ein oder zwanzig Bohrlöcher handelt – ist das Bohrmoment zu niedrig, dann führt kein Weg daran vorbei, dass ein Pfahl in der Länge angepasst werden muss. Aber das lässt sich meistens schnell regeln.“ Ist alles klar, folgen der auf die vorherrschenden Bedingungen angepasste Beton und die Bewährung. Und fertig ist der Pfahl. Also auf zum nächsten Loch und das gleiche Spiel kann von vorne beginnen.

Was bleibt, ist augenscheinlich nicht mehr als eine Pfütze voll Beton, die im Bauverlauf unter der Sohle verschwindet. Es ist also ein Stück weit wie beim Eisberg: Ein sehr wichtiger Bestandteil des Projektes befindet sich unter der Oberfläche. Und wenn man sich einmal damit auseinandergesetzt hat, erkennt man, dass die Herstellung von Bohrpfählen deutlich spannender ist, als es der Ruf vermuten lässt.

Quelle: JACBO

Zum Unternehmen

Die JACBO Pfahlgründungen GmbH ist seit 1995 in Deutschland im Spezialtiefbau tätig und hat seitdem über eine Million Pfähle hergestellt. So sind zum Beispiel im vergangenen Jahr aus rund 95.000 Kubikmetern Beton und 2.400 Tonnen Stahl über 55.000 bewehrte, teilbewehrte und unbewehrte Bohrpfähle sowie Betonsäulen entstanden. Das entspricht einer Gesamtlänge von über 600.000 Bohrmetern.

JACBO ist ein langjähriger Partner der LIST Gruppe. Der Spezialtiefbauer war und ist an einer Vielzahl unserer Projekte beteiligt. So haben wir beispielsweise beim Bau der Landskron-Galerie in Oppenheim, des Logistikzentrums für Transgourmet in Hamburg, des B&B HOTEL in Kiel sowie auch unseres eigenen Erweiterungsbaus in Nordhorn mit den Schüttorfern zusammengearbeitet.

Hier geht es zu ihrer Webseite: www.jacbo.de

Exkurs: Bohrpfähle

Schneckenborhpfähle (oben links) zeichnen sich durch ein schmales Zentralroh und einen größeren Durchmesse aus. Zusaätzlich können sie mit Meißeln ausgestattet werden. Der Bohrpfahl wird beim Herausziehen des Bohrkopffes betoniert – zum Schluss werden Bewehrungskörbe in den Pfahl gerüttelt. Teilverdrängungspfähle (oben rechts, unten links) zeichnen sich durch ein größeres Zentralrohr aus. Auch sie werden beim Herausziehen des Bohrkopfes betoniert. Bei Exemplaren mit konisch zulaufender Spitze werden die Bewehrungskörbe zum Schluss in de Pfahl gerüttelt. Bei Teilverdrängungspfählen mit flacher Bodenbplatte wird die Bewehrung vor dem Betonieren in das Mantelrohr hineingestellt. Zudem gibt es auch Vollverdängungspfähle (unten rechts), die setzungsrelevante Schichten versteifen. Für sie werden höhere Einbringkraft und Drehmoment gebraucht. Auch diese Bohrpfähle werden nach dem Herausziehen des Bohrkopfes betoniert und abschließend mit Bewerhungskörben versehen.