Quelle: RKW Architektur +

Gebäude im Park oder Park im Gebäude? Eine Lösung für die kleine Großstadt.

Stadtentwicklung im Ruhrgebiet – da denkt man nicht sofort an eine grüne Oase, in der die Grenzen zwischen Gebäude und Park verschmelzen. Wohl einer der Gründe dafür, dass das Quartier Kaiserstraße in Herne für unsere verantwortlichen Projektentwickler von LIST Develop Commercial etwas Besonderes ist.

Stadtentwicklung im Ruhrgebiet – ein Thema, dem allein wir ganze Bücher widmen könnten. Das alles bestimmende Thema wäre dann wohl nach wie vor: Strukturwandel. Aber durchaus mit einem anerkennenden Zusatz: Der Aufschwung bahnt sich seinen Weg. Wirtschaft und Einwohnerzahlen entwickeln sich positiv. Im Städteranking des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) konnten mehrere Ruhrgebietsstädte im Vergleich zu den Vorjahren einige Plätze gutmachen. Und die Ersten wagen die These, dass das Ruhrgebiet das neue Berlin oder Leipzig sein wird.

Den Mittelpunkt des Ruhrgebiets markiert die Stadt Herne, das haben Geograf:innen tatsächlich genau berechnet. Eine kleine Großstadt, die sich im Gesamtkontext des Ruhrgebiets behaupten und entwickeln will. Gar nicht so leicht und definitiv eine große Aufgabe. Mit verschiedenen Großprojekten und einem klaren Fahrplan im Gepäck zeigt sich Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda aber überzeugt: „Herne erneuert sich gerade selbst. Zurzeit sind Großprojekte mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von 350 Millionen Euro innerhalb der Stadtgrenzen in Bearbeitung. Viele weitere Planungen stecken in den Startlöchern. Wir löschen nicht einfach nur Feuer, sondern gestalten die Zukunft. Dabei streben wir nicht an, der Dortmunder oder Essener City Konkurrenz zu machen. Wir gehen unseren eigenen Weg und wollenvor allem ein sehr hohes Maß an Lebensqualität für die Menschen aus Herne und Umgebung selbst schaffen.“

Von makro zu mikro.

Eines der von Dudda angesprochenen Großprojekte ist das Quartier Kaiserstraße von LIST Develop Commercial. Auf einem rund 24.000 Quadratmeter großen ehemaligen Fußballplatz entwerfen unsere Projektentwickler:innen im Herner Stadtteil Baukau zurzeit ein Wohn- und Geschäftszentrum, das nicht mehr oder weniger als den Auftakt für ein neues Stadtteilzentrum bildet. Also auch hier: Strukturwandel und Aufbruch sind bis in die letzten Poren spürbar. Ein besonderer, aber ebenso spannender Rahmen, weiß der verantwortliche Projektentwickler Sebastian Grochowiak: „Unser Areal ist von der Stadt zum zentralen Versorgungsbereich erklärt. Außerdem sind auf den Nachbargrundstücken sehr interessante Entwicklungen wie ein Campus, eine Schule oder verschiedene Wohn- und Gewerbekomplexe geplant. Und die Nahverkehrsanbindung, zum Beispiel auch direkt nach Bochum rein, ist hervorragend. Das Potenzial ist also groß. Um das ausschöpfen zu können, müssen wir mit unserem Konzept aber sehr individuell auf den Standort eingehen.“

Kommen wir zum Punkt: Was also hat sich unser Projektteam speziell für das Areal in Herne-Baukau überlegt? „Herne ist ein Teil der Metropole Ruhr“, erklärt Sebastian. „Der große Lagevorteil liegt in genau dieser Zentralität. Wir brauchen somit kein neues City-Konzept. Aber einen Nutzungsmix, der sich sehr nah am täglichen Leben und Arbeiten orientiert und mit einer sehr hohen Aufenthalts- und Nutzungsqualität punktet.“ Die Idee deshalb: ein Konzept, das den Slogan Hernes „Mit Grün. Mit Wasser. Mittendrin.“ neu und individuell interpretiert.

Mit Grün.

„Der grüne Aspekt hatte für uns oberste Priorität“, leitet der Projektentwickler über. „Im zweiten Bauabschnitt im südlichen Bereich unseres Grundstücks ist das leicht umzusetzen, weil wir die Bebauung mit ausreichend Abstand planen und somit einen Großteil Parkfläche vorsehen können. Im ersten Bauabschnitt hingegen wird die Fläche fast vollständig bebaut. Die außenliegenden Gebäude fallen da nicht so sehr ins Gewicht, weil sie nur eine geringe Grundfläche beanspruchen und in die Höhe gebaut werden. Zentral in der Mitte des Areals sind allerdings insgesamt 5.250 Quadratmeter erdgeschossige Handelsfläche für einen Vollversorger, eine Drogerie und einen Discounter sowie Gastronomieflächen vorgesehen. Das könnte bedeuten, dass die Mieter:innen der 1.725 Quadratmeter Praxisflächen sowie gut 4.000 Quadratmeter Büros in den Obergeschossen zukünftig jeden Tag aus dem Fenster auf ein großes, ödes Flachdach blicken müssen. Das kam für uns hier aber natürlich nicht infrage“, betont Sebastian. „Deshalb setzen wir auf dem Dach den Parkgedanken fort. Das Grün bietet einen schönen Ausblick und lädt zum Verweilen ein. Von den Büroflächen aus gibt es sogar einen direkten Zugang.“

Mit Wasser.

Die Wasserthematik wird von der Stadt für das gesamte geplante Stadtteilzentrum zentral gesteuert. „Die Eingliederung des Quartiers Kaiserstraße funktioniert hervorragend“, freut sich Dr. Frank Dudda. Es wird einen über 200 Meter langen und 20 Meter breiten Grünzug auf dem Areal der künftigen „Neuen Mitte Baukau“ geben – dieser verläuft von Süden nach Norden und entspricht dem bereits verrohrten Ostbach. Zum einen dient er als schön gestaltete Wegeverbindung. Zum anderen fließt hier auch das im neuen Stadtteil anfallende Regenwasser zusammen. „Es werden Retentionsflächen integriert, in denen das Regenwasser in das Grundwasser versickern oder verdampfen kann. Das schont die Umwelt. Werden die Wassermengen zu groß, leiten wir sie intelligent ab. Dabei haben wir uns für eine oberflächliche Lösung entschieden – in Anlehnung an den ehemaligen Ostbach“, führt der Oberbürgermeister weiter aus. „Ein Ansatz, den wir in unserem Vorhaben natürlich gut aufgreifen können“, erklärt Sebastian. „Geplant ist zum Beispiel eine natürlich gestaltete Regenrückhalteeinrichtung in der großen Parkfläche des zweiten Bauabschnitts. Außerdem kommen im Park auf dem Dach auch Retentionsbehälter zum Einsatz. So können wir auch dort das Regenwasser nachhaltig verwerten.“

Mittendrin.

Das Quartier Kaiserstraße wird von den Projektentwickler:innen nicht als geschlossenes System verstanden. „Wir greifen im Norden und im Westen die Gebäudehöhen der umliegenden Bebauung auf. Damit gelingt uns die städtebauliche Einbindung. Außerdem markieren wir so einen Teil der Außengrenze des neuen Stadtteils“, erläutert Sebastian. „In Richtung des neuen Stadtteils finden wir die gegenteilige Situation vor. Das Gebäudeensemble öffnet sich. Die niedrigere Gebäudehöhe, die Eingangsbereiche von Gastronomie und Einzelhandel in Richtung der weiteren Stadtteil-Grundstücke oder auch eine Situation, die als Marktplatz genutzt werden kann, tragen zu einer hohen Durchlässigkeit bei.“ Die Nutzungen profitieren ebenfalls von dem „Mittendrin“-Gedanken – vor allem die Gastronomie-Kund:innen und die Büro-Mieter:innen. „Wer kann schon in so einer zentralen Lage aus dem Büro direkt in einen Park gehen und erreicht in wenigen Schritten ein Lokal oder auch einen Supermarkt. Und die Gastronomie haben wir bewusst so gestaltet, dass der Außenbereich auch auf der Zwischenebene der Treppe Platz findet. So wird das Areal lebendig“, ergänzt der Projektentwickler.

Bleibt die Frage: Gebäude im Park oder Park im Gebäude? Wir kommen zu dem Schluss: In dieser Lösung sind die beiden Kategorien zu einer Einheit verschmolzen. Gerade im städtischen Raum stehen die begrenzten Ressourcen Fläche, Wasser, Stoffe und Energie unter hohem Nutzungsdruck. Die ersten beiden haben ihren Einzug in das Projektkonzept gehalten. Und in den nächsten Leistungsphasen werden dann die Punkte drei und vier auf der Agenda stehen.