Biodiversität in der Immobilienwirtschaft – vom Artensterben zum Artenschutz?

Biodiversität ist ein Thema, das bei vielen in der Immobilienbranche noch Fragen aufwirft, doch nun rückt es langsam ins Rampenlicht. Biodiversität findet sich in den Anforderungen der DGNB, in der EU-Taxonomie sowie der CSRD, es gibt eine europäische Biodiversitätsstrategie und das nationale Pendant ist gerade in der Abstimmung. Es bewegt sich also einiges. Aber was bedeutet der Verlust der Artenvielfalt eigentlich konkret für uns und wie kann die Immobilienbranche dem Artenschutz beitragen?
Unsere Expert:innen beschrieben in den Impulsvorträgen zunächst die aktuelle globale Lage. Biodiversität hat weltweit Bedeutung und der Artenverlust hat weitreichende Auswirkungen auf uns und den Planeten. Auch in Deutschland haben wir einige Herausforderungen zu überwinden, um notwendige Lebensräume für Flora und Fauna zu erhalten und wiederherzustellen. Doch es gibt bereits viele Lösungen, die in Bauprojekten mitgedacht und umgesetzt werden können. Viele davon schon mit relativ wenig Aufwand und es zeigt sich, je früher Biodiversität mitgedacht wird, desto einfacher und günstiger wird die Umsetzung vollständiger Biodiversitätskonzepte. Dies beginnt mit einer Aufnahme der vorhandenen Biodiversität am geplanten Standort und der übergeordneten Biotopstrukturen. Bevor die Baustelle eingerichtet wird, kann geprüft werden, welche Flächen unberührt bleiben können, der einfachste Erhalt von lokaler Biodiversität. Wenn das Baufeld geräumt wird, kann zum Beispiel älteres Holz oder das von unvermeidbaren Baumrodungen für einen späteren „Käferkeller“ (Totholzstrukturen) vorgehalten werden. In den ersten Planungsphasen können dann Einzelmaßnahmen wie zum Beispiel ein Sandarium und die Möglichkeiten von Dach- und Fassadenbegrünung mitgedacht werden. Dabei sind für Spezies verschiedene Nist-, Paarungs-, Brut- und Nahrungsangebote realisierbar. Diese Konzepte sind nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für uns Menschen.
Am Ende haben unsere Expert:innen appelliert: Um das Thema Biodiversität und Artenschutz erfolgreich anzugehen, müssen Unternehmen, Politik und die Gesellschaft zusammen arbeiten.


Die Inputsessions.


Dr. Valerie Köcke | Referentin der Geschäftsführung, Zoologische Gesellschaft Frankfurt


Kirsten Gulau | Geschäftsführerin STADTNATURENTWICKLUNG


Stefan Petzold | Referent für Siedlungsentwicklung und Stadtnatur, NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.

Einzigartig und unwiederbringlich

– was die Mona Lisa mit der Biodiversität gemeinsam hat.

Praxisblick: Was geht mehr als Insektenhotels?

Biodiversität als Entwurfsparameter.

Die Bedeutung der Biodiversität aus Sicht des Naturschutzbundes.

Aktuelle Entwicklungen und welche Herausforderungen vor uns liegen.

Dr. Valerie Köcke eröffnete die Inputsessions und stellte direkt klar: Die Biodiversität gehört uns allen und muss erhalten bleiben – genau wie die Mona Lisa. Sie erklärte, was man unter Biodiversität versteht und veranschaulichte globale Zusammenhänge anhand von konkreten, teilweise erschreckenden Beispielen. So erläuterte sie eindrücklich, dass durch den Rückgang der Artenvielfalt das Risiko für Pandemien durch gefährliche Viren und Bakterien steigt.
Aber sie machte ebenso deutlich: Es ist noch nicht zu spät! Wo man unserem Planeten Raum für Regeneration lässt, erholt sich die Natur. Wir haben das Zepter noch in der Hand, die Biodiversität zu erhalten.

Kirsten Gulau knüpfte direkt inhaltlich an. Ohne Planung in unseren Lebensräumen sind Kulturfolger wie Tauben und Ratten die Folge, die keiner will und Kosten verursachen. Das geht anders, denn ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier in den Städten lässt sich durch kluge Planung aktiv steuern. Nach dem Motto „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ führen vor allem die in einem Konzept aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen zum Erfolg. Wie man die Biodiversität dabei als Entwurfsparameter nutzen kann, machten Kirsten Gulau und Thomas Trotnow von FIEGE am konkreten Leuchtturmprojekt FIEGE Faro klar, welches in Kooperation mit LIST Eco entstanden ist.

Stefan Petzold schloss sich seinen Vorrednerinnen an und sprach sich dafür aus, einer Flächenversiegelung entgegenzuwirken. Die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Flächenverbrauchs liegen auf der Hand: der Verlust genetischer Vielfalt und somit der Verlust von Biodiversität, hohe Infrastrukturkosten für Neubauprojekte und Ressourcenknappheit, Destabilisierung ländlicher Räume und die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Folge des Klimawandels sind nur ein kleiner Auszug. Deswegen sollten wir mit klugen Lösungsansätzen neue Grünflächen und Lebensräume für Menschen und Tiere gestalten, um Stadt und Natur in Einklang zu bringen.


Die Diskussionsrunde.

Was ist in der Praxis schon umsetzbar, welche Zusammenhänge gibt es in der Natur, die wir so nicht kennen und was denken unsere Expert:innen zum Abschluss? Die Diskussionsrunde mit unseren Expert:innen und Jörg deBoer von FIEGE hat noch einmal klargemacht, wie wichtig das frühe Mitdenken und Weiterdenken von Biodiversität ist. Es gibt heute schon viele Tools und Ansätze, mit denen gearbeitet werden kann. Unsere Expert:innen sehen hier Chancen für Innovation und Kollaboration.


Die Bilder des Abends.

Die Aufzeichnung.

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