Quelle: Rieka Anscheit

Schatzsuche mit Risiko – Ralf Dümmel über seine Investitionen.

Man kennt Ralf Dümmel aus „Die Höhle der Löwen“, ganz „nebenbei“ ist er aber auch Geschäftsführer von DS Produkte, einem der europaweit größten Entwickler und Lieferanten von Non-Food-Artikeln.

Nur Geld allein hilft nicht viel.

Seitdem ich 2016 in die Sendung „Die Höhle der Löwen“ eingestiegen bin, habe ich den Ruf weg, als „Regalralle“ in alles zu investieren, was ein Problem löst und in ein Regal passt. Das wirkt wohl manchmal so, als würde ich schnell das Scheckheft zücken oder hätte „Spendierhosen“ an. Dabei ist es so: Das Geld, das ich verdiene, verdiene ich mit Geld. Aber ich bin der festen Überzeugung: Nur Geld allein hilft nicht viel.

Es war eine zufällige Begegnung, die mein Leben veränderte. Meine damalige Freundin war Babysitterin für Dieter Schwarz’ Kinder. Dieter ist der Gründer von DS Produkte. Er erkannte mein Verkaufstalent und machte mich unternehmerisch zu seinem Ziehsohn. Damals waren die Rollen noch ganz klar verteilt: Ich war der Jüngere, der auf dem Tisch getanzt hat, und Dieter hat fünf Jahre in die Zukunft geschaut und brachte die notwendige Weitsicht mit. Um uns herum ein knapp zehn Mann starkes Team. Das war vor 30 Jahren. In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Als Unternehmen sind wir zu einem der größten Händler im Non-Food-Bereich in Europa herangewachsen.

Nichts zu verschenken.

Vor allem in den sozialen Medien heißt es nach der Ausstrahlung einer Sendung „Die Höhle der Löwen“ immer mal wieder, ich investierte wie verrückt. Was stimmt, ist: Ich investiere gern in Menschen. Und in Problemlöser. Aber „Die Höhle der Löwen“ ist weder eine Spendengala noch ein Wohltätigkeitsball. Genau wie unser Unternehmen. Hier geht es ums Geschäft und ich muss Risiken eingehen, die oft mit Geldinvestments verbunden sind. Mein Ziel ist es, Geld zu investieren und damit später dann Geld zu verdienen – deswegen investiere ich gern und viel.

Denen, die mich noch nicht kennen, möchte ich mich zuerst einmal vorstellen, denn für die Fernsehzuschauer kam ich 2016 wie aus dem Nichts. Für mich ist das, was ich mache, zum Großteil nichts Besonderes. Klar, die Kameras, die Aufmerksamkeit, erkannt zu werden – da hat sich in den letzten vier Jahren in meinem Leben viel verändert. Aber eigentlich mache ich das, was bei „Die Höhle der Löwen“ passiert, seit Jahrzenten, nur eben ohne Kameras. Seit über 30 Jahren suche und entwickle ich mit meinem Team Produkte, die für den Massenmarkt geeignet sind und das Leben hoffentlich ein bisschen schöner machen. Mein Job, mit allem, was dazugehört, ist mein Leben. Die Themen „Produkte“ und „Produktsuche“ bestimmen meinen Alltag.

Auf die gute Idee kommt es an.

Dabei spielt Geld eine sehr große und gleichzeitig auch nur eine nebensächliche Rolle. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Geld für uns unwichtig ist. Geschäftlich ist es erforderlich, Geld zu verdienen, da ein großes Unternehmen auch riesige Kosten hat. Das klappt natürlich mal besser, aber auch mal schlechter. Aber in einer Sache bin ich ganz ehrlich: Ich investiere aus dem Bauch und mit dem Herzen in meine Investments. Am Ende natürlich auch noch ein bisschen mit dem Kopf. Und ich bin happy, dass mein Instinkt mehrheitlich stimmt. Da habe ich einfach ein gutes Gespür in die Wiege gelegt bekommen und viel Erfahrung aufgebaut. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass es auch einige Investments gibt, die langfristig nicht erfolgreich sind.

Und das ist, glaube ich, auch der Grund dafür, dass ich bislang der Investor bin, der die meisten Deals bei „Die Höhle der Löwen“ abgeschlossen hat. Wir kennen die Gründer, ihre Produkte und auch die Zahlen der Unternehmung nicht, bevor sie den Käfig betreten. Dann hat man nur wenige Minuten Zeit, um sich einen Eindruck zu verschaffen und eine Entscheidung zu treffen. Bei mir gibt es eigentlich immer diesen einen Moment, in dem in meinem Kopf das Zahlenspiel losgeht. Zu welchen Kosten ist das Produkt zu produzieren, wenn wir Mengen machen? Wie hoch muss der UVP ungefähr sein, damit das Produkt erfolgreich wird? Welcher Verkaufspreis würde das Produkt direkt aus dem Rennen schießen? Und so weiter. Damit kenne ich mich aus und da habe ich schnell konkrete Zahlen auf meinem Block stehen. Ich fiebere den Produkten und den Gründern entgegen. Wenn ich sehe, dass jemand etwas entwickelt hat, das es so in dieser Form noch nicht gibt und ein echtes Problem löst oder ein echtes Bedürfnis deckt, dann bin ich total begeistert. Auch nach 30 Jahren ist das noch so, als würde man einen Schatz finden. Und wenn da dann noch die richtigen Menschen dahinterstecken, dann gebe ich Vollgas. Ganz wichtig sind mir bei Gründern die Tugenden Leidenschaft, Mut, Respekt, Know-how und Disziplin. Da reicht mir dann auch eine ganz einfache Produktpräsentation. Ein Onepager und eine coole Idee – mehr braucht es nicht, um mein Interesse zu wecken.

Manchmal zählt jeder Cent.

In „Die Höhle der Löwen“ sind große Summen im Spiel und es scheint nicht auf jeden Cent anzukommen. Da stehen häufig andere Themen wie Qualität oder Nachhaltigkeit im Fokus. Aber wir investieren ja auch in Start-ups, die in der Regel noch keine Marktreife mitbringen. Es gibt meistens noch Stellschrauben, bei denen wir als echter Partner mit ranmüssen. Diese Investitionen sind zwar sehr zeitintensiv und am Ende hoffentlich auch lukrativ, machen aber natürlich nur einen Bruchteil unserer Arbeit aus. Wir haben bei DS Produkte 4.000 Produkte im Sortiment – in den ersten drei Staffeln von „Die Höhle der Löwen“ habe ich hingegen „nur“ 61 Deals abgeschlossen. Und wenn wir fertige Produkte, die beispielsweise in anderen Ländern schon funktionieren, von etablierten Produzenten angeboten bekomme, dann geht es tatsächlich auch mal um den letzten Cent, um einen Marktvorteil im Verkaufspreis zu schaffen. Da kann ich auch knallhart sein. Denn hochskaliert kommt es bei großen Mengen eventuell genau auf diesen einen Cent an.

Am Ende bleibt die alles entscheidende Frage: Ist der Schatz auch in den Augen der Kunden ein Schatz? Hatten unsere Produktsucher und ich wirklich den richtigen Riecher? Leider – oder vielleicht auch zum Glück – kann ich nicht in die Zukunft blicken. Auch wenn ich inzwischen durch die jahrelange Erfahrung ein gutes Gefühl entwickeln konnte und mehr Erfolge als Misserfolge verbuchen kann, bleibt doch am Ende jedes Investment ein hohes Risiko.

Fünf Fragen, fünf Antworten.

Hat sich „dümmeln“ auch in Ihrem Sprachgebrauch etabliert?
Ich bin völlig überrascht und finde es toll, wie die Menschen bei Instagram und Co. mit „Die Höhle der Löwen“ und somit auch mit mir umgehen. Das überwiegend positive Feedback freut mich natürlich sehr und als ich das erste Mal gelesen habe, dass es „gedümmelt“ hat, musste ich schon stark schmunzeln. Aber nein, in meinem Leben „dümmelt“ es nicht.

Wie viel Geld tragen Sie bar in Ihren „Spendierhosen“ mit sich herum?
Wenn ich jetzt gerade in meine Tasche schaue, dann aktuell knapp 200 Euro.

Können Sie noch einkaufen, ohne jedes Produkt zu hinterfragen?
Ich liebe es einfach einzukaufen. Aber ich denke jetzt nicht beim Einkaufen über den Einkaufs- oder Produktionspreis nach. Was ich allerdings immer mache, wenn ich mit Stolz eines unserer Produkte im Laden sehe: Ich versuche, schnell heimlich das Regal aufzuräumen.

Träumen Sie in Zahlen?
Nein, zum Glück nicht.

Was halten Sie vom Sparen?
Ich finde Geiz nicht gut – auf der anderen Seite finde ich Geldverschwenden auch nicht gut. Man sollte einfach das gesunde Mittelmaß finden und sparen. Einen Notgroschen zu haben, wenn möglich, kann ebenfalls nicht schaden.

Quelle: Rieka Anscheit

Über Ralf Dümmel

1966 in Bad Segeberg geboren ist Ralf Dümmel 1988 als Verkaufsassistent in das Unternehmen DS Produkte eingestiegen. Nach und nach kletterte er die Karriereleiter hoch, sodass er zunächst 1996 Gesellschafter und 2000 Geschäftsführer wurde. Heute beschäftigt DS Produkte mehr als 400 Mitarbeiter und ist einer der europaweit größten Entwickler und Lieferanten von Non-Food-Artikeln für Versand-, Lebensmittel- und Einzelhändler sowie Discounter. Seit 2016 ist Ralf Dümmel Investor bei „Die Höhle der Löwen“. Die vierte Staffel wurde bis Mitte November ausgestrahlt. Allein darin investierte er knapp 1,5 Millionen Euro in neun Start-ups und deren Produkte.