Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Hinter den Kulissen – Technische Gebäudeausrüstung.

Wer ein neues Gebäude realisieren will, hat sehr früh eine Vorstellung von der äußeren Erscheinung und malt sich aus, wie ein Gebäude am Standort wirkt. Das ist nachvollziehbar, denn ein Gebäude wird nicht zuletzt durch seine Ästhetik und Architektur definiert. Doch ohne die richtige Technische Gebäudeausrüstung (TGA) bleibt es nur eine leere Hülle. Dabei macht sie den entscheidenden Unterschied für die Frage, ob das Gebäude für seinen Zweck geeignet ist. Ob als Ort des Lebens, der Arbeit oder auch der Erholung – erst die technische Ausstattung macht ein Gebäude funktional, komfortabel und sicher.

Björn Husse, geschäftsführender Gesellschafter der LIST Ingenieure, hat uns mehr über die Bedeutung der Technischen Gebäudeausrüstung erzählt.

Ästhetik pur.

„Ohne eine gut geplante und ausgeführte TGA kann die Ästhetik eines Gebäudes schnell in den Hintergrund treten“, bestätigt Husse. Die Aspekte der TGA sind oft nicht sichtbar für Betrachter:innen, aber sie sind unerlässlich für den reibungslosen Betrieb und immer mehr auch für die Nachhaltigkeit des Gebäudes. Lange galt der Trend der unsichtbaren TGA, um das ästhetische Erscheinungsbild nicht zu beeinträchtigen. Doch es gibt auch einen gegenläufigen Trend, der die Technik sichtbar macht und zu einem gewissen „Industrial Chic“ beiträgt. Für manche Gebäude ist es also gewollt, dass die einst unsichtbare TGA ins Rampenlicht tritt.

Zusammenspiel.

Husse erklärt, dass „der Umfang, den TGA in einem Gebäude einnimmt, teilweise unterschätzt wird. Deswegen ist es umso wichtiger, dass dieser Aspekt von Anfang an in die Planung eines Gebäudes einfließt. Die Gebäudetechnik ist oft das letzte Gewerk, das fertiggestellt wird, aber gleichzeitig auch das erste, das im Rohbau mit den Arbeiten beginnt. Erst wenn die TGA fertig ist, kann die Funktionalität des Gebäudes getestet werden“. Technik und Gebäudehülle müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein und bestmöglich zusammenarbeiten, um das Gebäude funktional und effizient zu machen.

„Je früher wir einsteigen, umso besser können wir die Abstimmung der technischen Ausstattung durchführen. In enger Kollaboration mit unseren Kolleg:innen der Architektur können wir ab Leistungsphase null so dazu beitragen, dass ein besonders energieeffizientes Gebäude entsteht, ohne dabei Abstriche für die Nutzer:innen zu machen. Ganz im Gegenteil entstehen Lösungen, die besondere Rücksicht auf Standortfaktoren und die angestrebte Nutzung nehmen. Selbst für Nutzungen, die als besonders energieintensiv gelten, können erhebliche Effizienzsteigerungen erzielt werden“, so Husse.

Der Weg zur Autarkie?

„Eine vollständige Autarkie ist noch nicht zu erreichen. Insbesondere im Hinblick auf die Stromversorgung sind Gebäude an vielen Tagen von den externen Netzen abhängig. Die gut konzeptionierte TGA trägt maßgeblich dazu bei, dass Gebäude sich zu einem erheblichen Anteil selbst versorgen können.“

Die Anforderungen an die TGA werden immer anspruchsvoller, weil Nachhaltigkeit und Sicherheitsstandards, wie zum Beispiel der Brandschutz und das Gebäudeenergiegesetz (GEG), an Bedeutung gewinnen. „Diese gesetzlichen Vorgaben spielen eine wichtige Rolle und treiben die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit voran, indem beispielweise innovative Technologien wie Wärmepumpen anstelle von Gasdunkelstrahlern eingesetzt werden. Standortbezogene Bedingungen einer Immobilie, wie zum Beispiel Flussnähe, Potenziale für Wind­ und Sonnenenergieanlagen oder auch geologische Voraussetzungen bieten für die TGA­Konzepte interessante Möglichkeiten. Diese Ansätze bringen wir in Gesprächen mit unseren Auftraggebern gerne ein und arbeiten somit in der Planung sehr individuelle Gebäudetechnik­Konzepte aus“, betont Husse.

Allerdings ist oft der Investor mit seinen finanziellen Prioritäten entscheidend, was manch­mal zu einem Fokus auf das Investment führt. Husse betont: „Letztendlich ist ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen TGA, Gesetzen und Investoreninteressen entscheidend für die Gestaltung energieeffizienter und nachhaltiger Gebäude.“

Vorne mitmischen.

„Wir mischen hier schon weit vorn mit. Unser Standard ist es, jedes Projekt in unserem BIM­Prozess zu planen und zu modellieren. Wir sind auf der digitalen Grundlage sehr flexibel und schnell bei der Ermittlung alternativer Möglichkeiten. In enger Abstimmung mit unseren Kunden bewegen wir uns zum Teil bewusst außerhalb von Normen, um überdimensionierte Anlagen zu vermeiden. Erste Projekte, die wir sehr individuell auf den Gebäudebetrieb und auf die Standortgegebenheiten abgestimmt haben, sind im Betrieb – und sie geben uns recht. Wir können die Anlagentechnik besser dimensionieren als bisher, und wir erreichen positive Effekte für das Investment und die Effizienz im Betrieb“, betont Husse.

Quelle: a|w|sobott, André Sobott
Technische Gebäudeausrüstung bei LIST:

Das TGA-Team bei den LIST Ingenieuren hat in 2023 über 200 Projekte kalkuliert und über 40 LIST Projekte in der Planung und Vergabe abgewickelt. Sie bedienen jedes Projekt der Gruppe, von Beratung, Kalkulation, Bauantragsplanung bis zur Ausführungsplanung und Vergabe von TGA-Leistungen. Ihre Expertisen liegen in:

  • Heizung, Lüftung und Klimatechnik (HLK): Systeme zum Beheizen, Belüften und Klimatisieren von Gebäuden
  • Sanitärtechnik: Wasserleitungen, Abwassersysteme, sanitäre Einrichtungen wie Toiletten und Waschbecken, aber auch spezielle Anlagen wie Regenwassernutzungssysteme.
  • Elektrotechnik: Elektrische Anlagen und Geräte im Gebäude, einschließlich Stromversorgung, Beleuchtung, Sicherheitssysteme, Kommunikations- und Datennetzwerke.
  • Brand- und Sicherheitstechnik: Systeme wie Sprinkleranlagen, Rauchmelder, Feueralarme und Notbeleuchtung, die dazu beitragen, die Sicherheit von Menschen und Eigentum im Gebäude zu gewährleisten.
  • Erneuerbare Energien und Energieeffizienz: Zum Beispiel Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie und Wärmepumpen, intelligente Regelungssysteme und energieeffiziente Anlagen
  • Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR): Überwachung, Steuerung und Regelung der verschiedenen TGA-Systeme, um eine optimale Leistung, Effizienz und Sicherheit zu gewährleisten.
Zur Person.

Björn Husse  ist seit Mai 2019 ge­schäftsführender Gesellschafter der LIST Ingenieure. Der studierte Dipl.­Ing. Versorgungstechnik ist nach seiner Ausbildung im Handwerk und einem darauf aufbauenden Stu­dium seit 2008 im GU-­Geschäft tätig.

Gemeinsam mit Manuel Prass leiteter heute ein Team von fast 100 Mit­arbeiter:innen in den Bereichen Ar­chitektur, Technische Gebäudeaus­rüstung, Tiefbau, Tragwerksplanung und BIM-­Management.