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Die Ökobilanz – der next step in der Immobilienentwicklung.

Ergänzend zur architektonischen und funktionalen Qualität eines Gebäudes ist in den letzten Jahren die ökologische Betrachtung von Immobilien immer weiter in den Fokus gerückt. Die Gebäudeökobilanz macht das möglich. Deshalb ordnen wir die Methode einmal für Sie ein.

Die Ökobilanz (englisch: Life Cycle Assessment, LCA) ist so etwas wie der nächste Schritt in Richtung ökologisch, nachhaltiger Immobilienentwicklung. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem umweltrelevante Vorgänge erfasst und bewertet werden können.

Der erste und größte Hebel, den wir als Branche bereits relativ erfolgreich umgelegt haben, ist der eines energieeffizienten Betriebs. Die GEG-Anforderungen werden mithilfe energetischer Maßnahmen in der Regel nicht mehr einfach nur eingehalten, sondern häufig deutlich unterschritten. Die CO2-Neutralität ist in diesem Bereich in greifbare Nähe gerückt.

Nun aber ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Denn je mehr Immobilien sich über einen energieeffizienten Gebäudebetrieb dem Passivhaus-Standard annähern und je grüner unser Strom-Mix wird, desto weniger Bedeutung hat die Betriebsphase noch in der CO2-Bilanz.

Relative Verteilung von CO2 Emissionen.

Die Verhältnisse haben sich also bereits verschoben und der Trend wird sich fortsetzen. Damit sind es die Materialien beziehungsweise die damit zusammenhängenden Prozesse, die vor allem beim Neubau die größten Emissionen verursachen. Auch bekannt als die grauen (= materialgebundenen) Emissionen. Mithilfe der Digitalisierung und der BIM-Methode wurden bei uns bereits die Voraussetzungen geschaffen, um die Ökobilanz nun erfolgreich anzupacken.

Neue Gesetze und notwendige Zertifizierungen.

Und dann wären da noch die politischen Verordnungen und dementsprechend auch notwendigen Zertifizierungen. Denn nachdem die Betriebsphase erfolgreich verbessert werden konnte, ist es an der Zeit die nächsten wichtigen Schritte zu gehen. Auch da wollen wir die Ökobilanz einsortieren.

Alles entscheidend ist aktuell die EU-Taxonomie-Fähigkeit einer Immobilie. Stellt sich also die Frage, ob die Ökobilanz einen Beitrag hierfür leisten kann. Und die Antwort lautet: Ja. Noch steckt die EU-Taxonomie in den Kinderschuhen und es geht derzeit noch darum, die Branche an die Thematik heranzuführen. Deshalb geht es an dieser Stelle allein um das Vorhandensein einer Bilanz.

Erwartet: CO2 fällt immer stärker ins Gewicht.

Die DGNB ist in Deutschland bislang die einzige Stelle, die eine Prüfung EU-Taxonomie-Konformität anbietet und ein Zertifikat dazu ausstellt. Denn mit einem DGNB-Zertifikat für das nachhaltige Gebäude und den dazu notwendigen Nachweisen können ebenfalls fast alle Anforderungen der EU-Taxonomie nachgewiesen werden.Eine Gebäudeökobilanz wird dabei mit 10 Prozent gewichtet. Zudem trägt die Durchführung einer Ökobilanz zu einem besseren Ergebnis bei, wenn man diese bereits in frühen Projektphasen als Entscheidungsinstrument nutzt.

Die Idee dahinter: Wer die Bilanzierungsmethode früh nutzt, führt auch Variantenberechnungen durch. Diese wiederum führen zu einer ganzheitlicheren Betrachtung und somit zu einem nachhaltigeren Endergebnis. LEED und BNB berücksichtigen die frühe Anwendung der Ökobilanz bislang nicht.

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Expertentipp:

Die neue Währung: CO2

„Der Förderstopp für Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Ende Januar hat für viele Diskussionen gesorgt. Mittlerweile ist klar, die große Reform der KfW-Förderung soll mit dem nächsten Jahreswechsel kommen. Dazu wird von der neuen Bundesregierung aktuell das Programm „Klimafreundliches Bauen“ als Nachfolge der EH55- und EH40-Neubauförderung aufgelegt. Dieses soll sich an den Treibhausgasemissionen pro qm Fläche orientieren und auf das Bauen mit nachhaltigen Baustoffen, das Fördern nachhaltiger Energieversorgung und die Lebenszyklus-Treibhausgas-Emissionen pro Quadratmeter Wohnfläche ausgerichtet werden. Die Sanierungsförderung soll im Laufe dieses Jahres überarbeitet und damit auch auf des CO2-Einsparpotenzial ausgerichtet werden.“

Jannick Höper,
Leiter Nachhaltiges Bauen bei der LIST Gruppe.