LIST auf den Punkt: Michelle Pigulla (Berlin Hyp AG)
Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Michelle Pigulla: Daten, Daten, Daten – Impulsvortrag bei „LIST auf den Punkt.“

„LIST auf den Punkt.“ ist ein Ort für klare Worte. Michelle Pigulla (ehemals Fischer) nutzte ihre Bühne bei der vierten Auflage rund um das Thema „Kreislauffähigkeit – wer kann es, was bringt es?“ genau dafür. Kreislaufwirtschaft im Finanzwesen – „Das ist nicht ganz easy. Ich kann nicht die finale Lösung präsentieren, aber einen Einblick in den Maschinenraum einer Bank geben“, sagte die Managerin ESG & Business Excellence der Berlin Hyp AG bei ihrem Impulsvortrag in Köln.

Auf'm Tisch

Die aktuellen Aufgaben, vor denen das Finanzwesen steht, seien groß – ihre Bearbeitung und das Annehmen der Herausforderungen aber alternativlos. „Der Gesetzgeber ermutigt uns Banken dazu, das Kapital in die richtige Richtung zu lenken. Das hat aber ein paar Tücken.“ Pigullas Blick und der ihrer Kolleg:innen beim Immobilienfinanzierer Berlin Hyp sieht so aus: Um den Wert eines Gebäudes zu bestimmen, braucht es aussagekräftige Daten. Diese kommen, nicht nur in Berlin, aus einem ESG-Fragebogen sowie dem Energieausweis, Dekarbonisierungspfad und Antworten auf konkrete Fragen. „Da geht es zum Beispiel darum, welche Optimierungen am Gebäude geplant sind“, erklärte Pigulla. Der Wert des Gebäudes ist die eine, das Risiko für die Finanzierung die andere Seite, weshalb auch die Bonität des Kunden geprüft wird.

Und noch weitere Faktoren sind auf dem besten Weg, im Alltag des Finanzwesens verankert zu werden. „Unsere CSRD-Wesentlichkeitsanalyse hat gezeigt, welche fünf Umweltziele für uns wesentlich sind.“, sagte Pigulla. Diese sind, neben dem schon obligatorischen Klimaschutz, auch die Vermeidung von Umweltverschmutzung, der Schutz von Ökosystemen und Biodiversität, eine nachhaltige Nutzung von Wasser – und die Kreislaufwirtschaft. „Und sie ist vielleicht der Schlüssel, um alle anderen Umweltziele zu erreichen.“ Denn was auf Kreislaufwirtschaft einzahle, das habe auch einen direkten Effekt auf die vier weiteren Ziele. Die Aufgaben für alle Banken sind groß, die Verantwortung der Immobilienbranche aber auch. Gebäude haben über ihren gesamten Lebenszyklus zahlreiche negative Auswirkungen auf die Umwelt. „Als Immobilienfinanzierer haben wir einen Anteil an diesen negativen Auswirkungen. Also müssen wir uns damit beschäftigen.“ Es braucht also Strategien, Maßnahmen und zuallererst Messmethoden, um an der Zielerreichung arbeiten zu können.

Auf’m Zettel

Wie das aussehen kann? Für Pigulla ist ein Anfang gemacht, ein großer Teil des Weges liegt aber noch vor der Branche. Denn noch seien nicht alle Voraussetzungen für die Kreislaufwirtschaft geschaffen. Das fange schon bei fehlender gesetzlicher Regulierung an. Für Michelle Pigulla erzeugt das eine Signalwirkung an den Markt und eine sich übertragende Ungewissheit. „Warum sollte unser Kunde heute schon auf Zirkularität achten, wenn er keinen Wertvorteil darin sieht.“ Um den offensichtlich zu machen, fehle es vor allem an einheitlichen Gebäudedaten und einer Bewertung in der Breite des Marktes. Das ist die Grundlage, um es in der Immobilienbewertung mit berücksichtigen zu können – wie auch immer dies dann genau aussehen wird.

Die Berlin Hyp hat in Zusammenarbeit mit der "Madaster-Bankenrunde", einem qualifizierten Netzwerk von Banken und weiteren Akteuren, zu dem neben Madaster auch LIST Eco zählt, ihren eigenen Ansatz gefunden: hinten anfangen. „Bevor wir uns Ziele setzen, müssen wir wissen, wie man es messen und greifbar machen kann.“ Messbare Größen stehen zwar bereits zur Verfügung und werden unter anderem von Madaster genutzt, gebraucht werden aber noch einheitliche Standards in der Nutzung. Bestehende Richtlinien und Orientierungshilfen würden für Banken derzeit kaum unmittelbar nutzbare KPI zur Bewertung von Immobilien bereitstellen. In der Zusammenarbeit geht es deshalb im ersten Schritt auch noch nicht um das Endergebnis im Sinne einer schon verbindlichen Anforderungsliste an die Zirkularität von Gebäuden. Transparenz und Eindeutigkeit stehen an oberster Stelle. In erste Ergebnisse gab Pigulla einen spannenden Einblick. Auf fünf Indikatoren, die auf Neubauten, Bestandsbauten und Sanierungen angewendet werden können, wurde sich bereits verständigt:

  1. der Anteil des Sekundärmaterials in der Materialherkunft
  2. der Anteil des Recyclingpotenzials in der Materialverwertung
  3. Embodied Carbon
  4. der Bestandserhalt
  5. entstehende Abfälle

Für den nächsten auf den neuen KPI aufbauenden Schritt hat die Berlin Hyp vier erste Maßnahmenpakete definiert. In der Logik von Pigualla ist der Weg zur Kreislaufwirtschaft als Business Case klar: Er führt vom Wissensaufbau über den Datenaufbau zur Erarbeitung von KPIs zur Geschäftssteuerung und der anschließenden Sensibilisierung des Kunden.

Auf’n Punkt

Fehlende Erfahrungswerte sind für Pigulla kein Hindernis. „Wir wissen, dass wir das Thema nicht einfach liegen lassen dürfen.“ Ihr Motto: Umso beherzter anzupacken. „Kreislaufwirtschaft ist kein Risiko, sondern unsere Lösung.“

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