LIST auf den Punkt: Jan Martin (LIST Ingenieure)
Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Jan Martin: Win-win-win-Tiefbau – Impulsvortrag bei „LIST auf den Punkt.“

Können denn Unna und ein 63.000 Quadratmeter großes Grundstück mit einer abbruchbereiten Logistikhalle spannend sein? Sie können. Tiefbauer muss man sein und den richtigen Blick im Gepäck haben: auf die Potenziale des Baufelds.  Tiefbau kann begeistern – Jan Martin, Bereichsleiter bei den LIST Ingenieuren, hat es bei „LIST auf den Punkt.“ zum Thema „Kreislauffähigkeit – wer kann es, was bringt es?“ deutlich gemacht. 

Auf'm Tisch

Jan Martin ist begeistert vom Tiefbau und seinen Möglichkeiten, macht sich aber auch nichts vor. Das Potenzial zum „Leib- und Magenthema“ hätte dieser aber nur bei den wenigsten Teilnehmer:innen auf der Tribüne der Kölner Strassenkicker Base. Schade eigentlich. „Da geht unheimlich was ab.“ Wo scheinbar „nur“ Tiefbau draufsteht, steckt mehr drin – Abbruch, Gründung, Wassermanagement, Biodiversitätsmaßnahmen und jede Menge Potenzial, Kreislaufwirtschaft in der Baupraxis umzusetzen. „Im Tiefbau kann man eine Baustelle aus ganz vielen Perspektiven durchdringen“, sagte Martin. Dabei hilft ein Gesetzestext – das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). „Die Mutter aller Gesetze“, scherzte Martin. Und ein leicht zu verstehendes obendrein. Denn in wenigen Zeilen und Paragraphen werden eine Priorisierung und ein konkreter Rahmen gesetzt:

  1. Schonung von Ressourcen
  2. Vermeidung von Abfällen
  3. Verwerten statt Entsorgen
  4. Beseitigung von Abfällen

Diese Leitplanken auf der einen, die Fakten über das Abfallaufkommen in Deutschland auf der anderen Seite, machen die Rechnung leicht: Große Mengen Bauabfall stehen einem riesigen Materialbedarf und wenig verfügbarem Raum für seine Beseitigung gegenüber. In Zahlen: Von 400 Millionen Tonnen Abfall entfielen 2022 mehr als die Hälfte auf den mineralischen Bauabfall. Wiederum 85 Prozent dieser Bauabfälle bestehen aus Boden, Steinen und Bauschutt. “Laien würden sagen: Dreck”, spitzte Jan Martin zu. In die übrigen 15 Prozent fallen Baustellenabfälle, Straßenaufbruch und Abfälle auf Gipsbasis.

Wohin damit? Künftig kaum noch auf die Deponien. Bis zum Jahr 2032 werde sich die Zahl der Deponien durch das Ende ihrer Betriebsdauern in Deutschland laut Martin mehr als halbieren. „Es ist also unsere Aufgabe, mit den Abfallmengen umzugehen. Gleichzeitig gibt es einen riesigen Bedarf an Baustoffen.“

Auf’m Zettel

Und das am besten mit Begeisterung und dem Blick nach Unna. Für Jan Martin stecken die 63.000 Quadratmeter voller Aufgaben und Chancen zwischen dem Abbruch der bestehenden Logistikhalle und der effektiven Nutzung der entstehenden „Abfälle”. Die Bilanz seines LIST-Teams kann sich sehen lassen. „96 Prozent der Materialien konnten recycelt oder wieder eingebaut werden“, erklärte er den wirksamsten Hebel für Kreislaufwirtschaft im Tiefbau: Stoffstrommanagement.  

Das macht die Vogelperspektive auf die Baustelle zum Wimmelbild, auf dem sich in jeder Ecke etwas tut. „Wir nutzen, was uns das Baufeld bietet.“ Abgetragener Boden im Osten des Grundstücks kann im Westen wieder angefüllt werden. Vor Ort verarbeitetes Abbruchmaterial aus dem nördlichen Teil wird auf kurzem Weg im südlichen zum optimalen Untergrund für die Gründung. Die Effekte von Stoffstrommanagement sind wirksam. Die Kombination macht’s: Die Verwendung von Abbruchmaterial spart Entsorgungskosten und zeitgleich den Zukauf von neuem Baumaterial. Vor Ort nutzbare Maschinen reduzieren gleichzeitig den logistischen Aufwand in der Zulieferung und Abfuhr während des Tiefbaus. In Unna seien so 21.000 Tonnen Material nicht auf 900 Sattelzügen gelandet, sondern geblieben wo sie waren: auf der Baustelle. Eine Win-Win-Win-Situation.

Auf’n Punkt

Auch so begeistert wie Jan Martin? „Tiefbau macht einfach Spaß.“ Angst vor bösen Überraschungen habe bei den LIST Ingenieuren niemand. „Gebt uns alles. Je schlimmer, desto besser.“

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