Quelle: Semcoglas Holding GmbH

Gläserner Stoff. Transparent und vielfältig.

Der Stoff begegnet uns täglich überall: Fensterscheiben, Duschkabinen und Spiegel sind aus Glas, die Marmelade wird ebenso wie viele Medikamente in Gläser gefüllt, der Computerbildschirm ist aus Glas und selbst das Telefonieren funktioniert über Glasfaserkabel. Ob im Büro, Wohnhaus, Geschäft oder im Zug, überall sind Räume mit Glasscheiben ausgestattet. Wir haben mit Michel Schüller, Geschäftsführer von der Semcoglas Holding GmbH, darüber gesprochen, warum man für die Glasproduktion sehr viel Hitze benötigt und warum man auf manche Glasscheiben schlagen kann, ohne sie zu zerstören.

Früher war eine Glasscheibe einfach ein durchsichtiger Baustoff. Was kann Glas heute alles?
M. S.: „Glas kann gegen Kälte und Wärme isolieren und Schutz vor Sonne, Schall und gegen Gewalteinwirkung bieten – und Sie können auch noch durchgucken. Sogenannte Klimagläser, die einen Sonnenschutz bieten, kann man sogar großformatig in Gebäude einsetzen, ohne darin wie in einer Sauna zu schwitzen, denn aufgrund des geringeren Energieeinlasses hat man einen deutlich geringeren solaren Wärmeeintrag. Es ist schade, dass die meisten Menschen denken, große Fenster bedeuten automatisch, dass es heiß im Haus sein muss. Unser Bürogebäude hier in Westerstede besteht aus großformatigen Gläsern und wir haben nicht eine einzige Klimaanlage. Das versuchen wir auch mit der Aktion „Das richtige Fenster“ zu vermitteln, eine Ratgeberseite im Internet, die Kunden dabei helfen soll, sich zu informieren und das für sie passende Glas zu finden.“

Glas ist also deutlich vielseitiger als früher?
M. S.: „Genau. In der Isolierglasfertigung werden unterschiedliche Beschichtungen eingearbeitet, zum Beispiel Gas. Füllt man Argon oder Krypton zwischen zwei Glasscheiben, steigert dies die Wärmedämmeigenschaften der Semcogläser. Bei dem VSG, dem Verbundsicherheitsglas, wird zwischen den Scheiben eine Folie eingearbeitet, die sich mit den beiden Scheiben verbindet. Das wird zum Beispiel bei Verglasungen über Kopf und bei Brüstungen eingesetzt. Wenn die Scheiben zerstört werden, bleibt das Glas an der Folie und fällt einem nicht auf den Kopf beziehungsweise man fällt nicht hindurch.“

Ist Glas heute ein Hightech-Produkt?
M. S.: „Ja, weil die Technik, die wir bereitstellen müssen, sehr umfangreich ist. Es gibt auch smarte, schaltbare Gläser, bei denen man auf Knopfdruck die Scheibe zum Beispiel blickdicht oder blau, grün oder lila färben kann.“

Besteht Glas tatsächlich aus geschmolzenem Sand?
M. S.: „Die wichtigsten Rohstoffe für Glas sind Sand, Soda und Kalk. Sie werden zusammen mit einigen anderen Stoffen auf 1.500 bis 1.600 Grad Celsius erhitzt. Die Herstellung von Glas ist sehr energieintensiv. In den meisten Fällen wird das heute noch mit Gas gemacht. Dies wird auch durch Elektro-Boosting unterstützt, wobei Heizstäbe, die im flüssigen Glas stecken, mit Strom helfen, den Schmelzvorgang zu beschleunigen.“

Verwenden Sie für die Herstellung auch recycletes Glas?
M. S.: „Ja, je höher der Anteil ist, desto weniger Energie brauche ich, weil das Glas ja schon einmal eingeschmolzen war. In den Glashütten wird auch das Glas verwendet, welches wir selbst verarbeitet haben, wenn es zu Bruch oder Abfall kommt.“

Könnte man dafür auch bis zu 100 Prozent recycletes Glas verwenden?
M. S.: „Nein. Ich schätze, das funktioniert etwa bis zu 80 Prozent, denn die Rohstoffe, die wir sonst verwenden, sind ja rein. Bei recycletem Glas kann ich die Komponenten nicht ganz genau bestimmen, sie variieren etwas von Hersteller zu Hersteller. Für bestimmte Glassorten und hohe Qualitäten brauche ich aber eine bestimmte Rezeptur.“

Das heißt, es gibt in Ihrem Bereich auch eine Kreislaufwirtschaft: Wenn Gebäude abgerissen werden, können die Fensterscheiben wieder genutzt werden?
M. S.: „Wenn heute ein Gebäude abgerissen oder renoviert wird, kommen die Scheiben in der Regel in den Müll. Dass das Glas wirklich sauber vom Rahmen getrennt wird, passiert leider noch nicht vollumfänglich. Wir sind gerade dabei, ein Konzept zu entwickeln, um diesen Recy cling-Kreislauf besser zu schließen und den CO2-Fußabdruck dadurch zu reduzieren.“

Es gibt Glasscheiben, auf die man mit einem Hammer einschlagen kann, und sie zerbrechen nicht. Wie kann das sein?
M. S.: „Thermisch vorgespanntes Glas wird beim Herstellungsprozess auf etwa 600 Grad erhitzt und dann abgeschreckt, wodurch zunächst die Glasoberfläche erstarrt, während das langsamer abkühlende Innere sich noch weiter zusammenzieht und so Druckspannungen in der bereits nicht mehr verformbaren Oberfläche hervorruft. Auf diese Weise werden äußere, durch weniger starke Schlageinflüsse hervorgerufene Mikrorisse in der Oberfläche wieder geschlossen und ein Rissfortschritt, welcher zum vorzeitigen Bruch führt, zunächst vermieden. Das ist ein Sicherheitseffekt, damit man sich nicht verletzt, falls es zersplittert. Dieses sogenannte Einscheibensicherheitsglas ist nachher hitzebeständiger und hat eine zehnmal so hohe Stoßfestigkeit wie normales Glas.“

Was sind für Sie als Glas-Unternehmer die größten Herausforderungen?
M. S.: „Glas ist in der Herstellung und Verarbeitung sehr energie-, anlagen- beziehungsweise kapitalintensiv und deswegen können wir dem Kostendruck nur entgegnen, wenn wir es in sehr großen Mengen verarbeiten. Automatisierung und Effizienzsteigerung sind daher unsere täglichen Themen.“

Quelle: Semcoglas Holding GmbH
Über SEMCOGLAS.

Zusammen mit zwei Angestellten wurde das Unternehmen 1977 in Westerstede durch Hermann Schüller gegründet. Inzwischen produziert die Semcoglas Gruppe mit 1.800 Mitarbeiter:innen an 23 Standorten in Europa elf Millionen Quadratmeter Glas im Jahr mit einem Umsatz von etwa 400 Millionen Euro. Die Firma produziert, beschichtet und veredelt Glas und bietet Wärmedämm-, Sonnenschutz-, Klima-, Sicherheits- und Schallschutzglas für den Interieurals auch für den Exterieurbereich an.

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Für die eigenen Büroneubauten in Nordhorn und Bielefeld hat die LIST Gruppe mit Semco Glass zusammengearbeitet. Gemeinsam wurde die bestmögliche Lösung erarbeitet, die sowohl ästhetischen als auch funktionalen Ansprüchen gerecht wird.