Quelle: LIST Gruppe

Gib Zunder! Wie der digitale Funke bei LIST überspringt.

Die digitale Konzeption und Planung von Projekten macht es möglich, eine neue Qualität von Lösungen für die Praxis zu erreichen. So können beispielsweise schon jetzt verschiedene Planungsvarianten schnell und modellbasiert nach ihren CO₂-Emissionen untersucht und verglichen werden. Dies ist bereits Teil der Planungs- und Beratungsansätze, die schon in der Arbeitspraxis von LIST angekommen sind. Dirk Rehaag, Vorstandsvorsitzender, hat mit uns über die weitere digitale Entwicklung im Unternehmen gesprochen.

Die Branche befindet sich momentan in einem Umbruch. Mit welcher Leistung wird aus deiner Sicht in Zukunft in der Immobilienbranche eigentlich „das Geld verdient“?

D. R.: „Wir werden auch zukünftig als Projektentwickler und Generalunternehmer wirtschaftlich erfolgreich arbeiten. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir unsere bereits sehr hohe Kompetenz in der Konzipierung und Planung von Gebäuden noch weiter ausbauen. Dazu gehören fachliche Kompetenz genauso wie produktive digitale Lösungen. Als Projektentwickler müssen wir in der Lage sein, aus einer Vielzahl von Projektansätzen sehr schnell die für uns passenden, ökonomisch und auch ökologisch sinnvollen Gebäudekonzepte herauszufinden. Bei LIST arbeiten wir intensiv daran, unsere digitalen Lösungen für die Unterstützung bei diesen Entscheidungen weiterzuentwickeln. Als Generalunternehmer ist das modellbasierte Planen für uns Standard. Wir entwickeln dies weiter, um zum Beispiel Fragen zur Kreislauffähigkeit anhand der Planung beurteilen zu können oder in der Planung Regeldetails einzuführen, um die Standardisierung auszubauen.“

Wie müssen wir uns verändern, um als Entwickler oder Generalunternehmer in Zukunft noch neue Aufträge zu erhalten?

D. R.: „Wir brauchen innovative Lösungen, um unsere Produktivität zu erhöhen. Wir müssen noch besser darin werden, die Innovationskraft und die Kreativität all unserer Mitarbeiter:innen einzubinden. Und wir müssen Kooperationen auf- und ausbauen. Das gilt für unsere Kooperationen mit unseren Kunden und mit unseren Partnerunternehmen. Das gilt aber auch für die Zusammenarbeit und den Austausch mit Unternehmen aus anderen Branchen, mit Hochschulen und Universitäten. Gerade der Austausch von Know-how mit anderen Branchen kann den Blickwinkel erweitern und spannende Ideen hervorbringen.“

Warum sind Wirtschaftlichkeit und Digitalisierung nicht voneinander zu trennen? Warum ist uns die digitale Weiterentwicklung so wichtig?

D. R.: „Die Konzepterstellung und die Planung sind unsere ‚Produktentwicklung‘. Hier ist zuerst der Mensch gefordert. Um innovative und wirtschaftliche Lösungen dann von der Idee in die Umsetzung zu bringen, braucht es digitale Anwendungen und ausreichend Rechenleistung. Was bestimmt die Wirtschaftlichkeit eines Projektes? Ein wichtiger Aspekt ist die Herstellung. Genauso wichtig – vielleicht sogar noch wichtiger – ist die Wirtschaftlichkeit während der Nutzungsphase. Und wir sprechen hier über Jahr - zehnte! Es ist also unsere Aufgabe, die Projekte so zu konzipieren und zu planen, dass schon bei der Herstellung der spätere Gebäudebetrieb mitgedacht wird. Jedes Projekt ist anders. Das heißt für uns: Wir überprüfen zu einem frühen Zeitpunkt für ein Projekt viele Varianten auf ihre Vor- und Nachteile. Welches Energiekonzept in Verbindung mit welcher Baukonstruktion ist auf den Lebenszyklus bezogen die beste Lösung? Der erforderliche Variantenvergleich ist nur möglich, wenn die erforderlichen Informationen digital in der Planung enthalten sind. Aber wir müssen auch zu diesem Zeitpunkt schon den Betrieb des Gebäudes mitdenken. Die Systeme des Gebäudes müssen in der Nutzungsphase laufend überwacht werden. Hier gilt es, die Gebäudeautomation richtig zu konzipieren: Wir arbeiten an Lösungen, bei denen das System im Betrieb ‚lernt‘, das Gebäude immer optimal zu steuern.“

"Die KI-Community am CIC hat es in sich. Neben Top-Forschungseinrichtungen sitzen dort viele Unternehmen und Start-ups, die alle an KI-Lösungen arbeiten."

Welchen Beitrag leisten digitale und KI-Lösungen für uns, für unsere Kunden oder sogar für unsere Branche? Werden wir mit unseren eigenen Lösungen die Immobilienbranche verändern?

D. R.: „Zuallererst schaffen sie uns den Freiraum, uns auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren und Zeit für Innovation und Kreativität zu haben. Sie nehmen uns nicht nur Routineaufgaben ab, sie bewältigen dies auch effizienter als wir. Es ist gar nicht einfach, jede offene Stelle zeitnah zu besetzen. Stichwort Fachkräftemangel. Und das wird in Zukunft nicht besser. Digitale Lösungen helfen uns hier, weiter wachsen zu können, ohne unsere Mitarbeiter:innen zu überlasten. Wir werden unsere digitalen Ansätze weiterentwickeln und sukzessive einzelne Anwendungen mit KI-Elementen anreichern. Der technologische Fortschritt sorgt dafür, dass wir effizienter und damit wirtschaftlicher arbeiten und Projekte realisieren können. Unser Anspruch ist es, mit unseren Kooperationen unsere Branche weiter nach vorne zu bringen. Die Anzahl an 'Baustellen' ist riesig. Der Bedarf an Wohnraum wächst stetig, für weiteres Wirtschaftswachstum braucht es Flächen für Produktion und Logistik und auch im Bereich der Bildung und der öffentlichen Verwaltung gibt es einiges zu tun. Das kann unsere Branche lösen. Und wir wollen hier mitmachen.“

Wir haben bereits einen weiteren Schritt getan und haben jetzt eine Kollaboration mit dem Coppenrath Innovation Centers (CIC) für KI. Was wollen wir damit ändern?

D. R.: „Seit Anfang September sind wir mit unserem LIST KI Hub Teil des CIC in Osnabrück. Für uns ist das ein Glücksfall. Wir sitzen dort in einem großartig modernisierten Ringlokschuppen direkt neben dem Hauptbahnhof. Diese KI-Community hat es in sich. Neben Top-Forschungseinrichtungen sitzen dort viele Unternehmen und Start-ups, die alle an KI-Lösungen arbeiten. Die Idee des CIC ist, durch diese Vielfalt ein kreatives Netzwerk zu schaffen, das voneinander lernt und sich so gegenseitig schneller voranbringt, als man es als ‚Einzelkämpfer‘ könnte. Wir sind dort hochmotiviert an den Start gegangen und haben erste Teams zusammengestellt, die schon an konkreten Projekten arbeiten. Beispielsweise Projekte im Personalwesen der LIST AG. Aber auch Projekte für unsere Planungsgesellschaften, hier geht es zum Beispiel um mehr Automatisierung in der Planung. Parallel sammelt das KI-Team in allen Gesellschaften weitere Ideen ein. Am Ende haben wir eine strukturierte Projektliste, die die Grundlage unserer KI-Strategie wird. Wie schnell wir hier vorankommen, kann ich heute nicht sagen. Wir werden sicher Fehler machen und auch Fehlversuche haben. Aber damit können wir umgehen. Wir gehen auch dieses Thema pragmatisch an, Schritt für Schritt. Und ob das Ergebnis dann immer gleich KI ist oder auch nur ein guter Algorithmus ist uns egal – wichtig ist, dass es zur Verbesserung unserer Prozesse beiträgt.“

Es gibt aber nicht nur „KI-Lösungen“, sondern auch andere, teils eigene Entwicklungen, wie zum Beispiel Elyser, aber auch das Partnerportal, PCT und viele mehr. Sind die Lösungen bereits in unserer Arbeitspraxis angekommen?

D. R.: „Ja, zum Glück. Unsere Mitarbeiter:innen sind froh, dass wir den Mut hatten, ein eigenes Controlling-Tool für die Projektentwicklung und die Baueinheiten zu entwickeln, das PCT. Mittlerweise ist das PCT ein zentrale Datenplattform mit wichtigen Schnittstellen für den Einkauf oder zur Nachhaltung zahlreicher Nachweise. Ganz aktuell sind wir mit unserem Partnerportal an den Start gegangen. Dem vorausgegangen waren viele Gespräche mit Partnerunternehmen, wie wir für sie die Zusammenarbeit mit uns verbessern können. Das Ergebnis ist eine Austauschplattform, auf der wir gegenseitig sehr effizient Informationen austauschen können. Gleichzeitig reduzieren wir die Mühen des Formalismus für alle Beteiligten. Auch bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eines Projektes greifen wir auf unsere eigene Entwicklung zurück: Elyser. Die Stärken dieser Entwicklung sind neben den eigenen Funktionen auch hier die Schnittstellen zu unseren Planungsmodellen. Zudem können wir auch Immobilien unserer Kunden transparent und qualitativ hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit bewerten. Wir können sehr schnell eine Vielzahl von Szenarien analysieren und auswerten.“

"Auch bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eines Projektes greifen wir auf unsere eigene Entwicklung zurück."

Wir legen viel Wert auf die Ideen unserer Kolleg:innen. Das Ideen-Management ist ein aufwendiger Prozess. Lohnt sich das?

D. R.: „Absolut. Wir haben Anfang dieses Jahres unser neues Innovationsmanagement eingeführt. Kernstück ist unser Trendradar. Was ist das? Eine Plattform, auf der alle Ideen zu sehen sind, an denen wir arbeiten, um neue oder bessere Lösungen zu entwickeln. Und das Wichtigste: Alle Mitarbeitenden haben dort die Möglichkeit, eigene Ideen zu platzieren. Seit Start des Trendradars haben wir über 30 Ideen eingesammelt. Die Bandbreite ist riesig. Einige Ideen sind technisch-digital, zum Beispiel ein KI-Copilot für die Grundstücksakquisition. Andere sind operativ und betreffen Vorschläge, neue Werkzeuge zu entwickeln, um „Zeitfresser“ zu finden und zu eliminieren. Und es gibt Ideen zu ganz neuen Geschäftsansätzen. Zu einigen Ideen haben wir kleine Projektteams ins Leben gerufen. Diese Teams arbeiten die Idee aus und machen Vorschläge zur Umsetzung. Andere Ideen bearbeiten wir in unserem Innovations-Board, das jetzt im September zum zweiten Mal zusammenkommt. Hier treffen sich Projektteams, deren Mitglieder ganz unterschiedliche fachliche Hintergründe haben. Die Teams bearbeiten Ideen und geben eine Empfehlung ab, ob aus der Idee ein Projekt wird oder ob an der Idee noch weitergearbeitet werden soll.“

Du bist jetzt seit gut eineinhalb Jahren Vorstandsvorsitzender und hast viele neue Ideen mitgebracht. Siehst du dich selbst als Treiber für die digitale Entwicklung?

D. R.: „Wir haben ein motiviertes Kollegium mit einer sehr hohen Digitalkompetenz. Da bin ich eher der Getriebene. Aber an dieser Stelle bin ich froh, getrieben zu werden, und bringe mich gerne ein.“

Quelle: LIST Gruppe

Das PCT ist eine von KAMIRO entwickelte Controlling- und Management-Lösung für Bauprojekte. Das Softwareunternehmen der LIST Gruppe hat diese Lösung inzwischen in verschiedenen Ausprägungen weiterentwickelt. Mit dem PCT können die geplanten Budgets den Vergaben und den tatsächlichen Kosten gegenübergestellt werden. Änderungen an dem Budget im Laufe des Projekts können über unterschiedliche Funktionen erfasst werden.

Zusätzlich kann das PCT einige Verwaltungsaufgaben im Projekt übernehmen. Dazu zählen beispielweise: Bautagebuch, Leistungsmeldung, Vergaben, Einbehalte, Bürgschaften und Nachweise. In der neuesten Version sind Funktionen zur Unterstützung von LEAN-Management-Methoden ergänzt worden.

Partnerportal.
Auf Augenhöhe, transparent und effektiv – so arbeiten wir mit unseren Geschäftspartnern zusammen. Um diese Zusammenarbeit noch einfacher zu gestalten, gibt es ab sofort unser neues LIST Partnerportal. Hier stellen wir sämtliche Informationen zu Ausschreibungen und aktuellen Projekten zur Verfügung. Rechnungen lassen sich bequem und digital über das Partnerportal einsehen und Nachweise dauerhaft hinterlegen. Mit der neuen Transparenz reduzieren wir den Kommunikations- und Organisationsaufwand für alle Fragen rund um die gemeinsamen Projekte.

Über Elyser.

Elyser ermöglicht die Analyse von Bauwerksmodellen, um die Einhaltung der Klimaziele der Baubranche und des Immobiliensektors sicherzustellen. Die Anwendung berücksichtigt Systemgrenzen von Zertifizierungssystemen und der EU-Taxonomie, liefert aussagekräftige Bewertungsergebnisse und deckt mehr Produkte und Materialien der Technischen Gebäudeausrüstung ab als vergleichbare Lösungen.

Der Fokus liegt auf der modellbasierten Ökobilanzierung gemäß DIN EN 15643 und DIN EN 15978, die alle Lebenszyklusmodule einer Immobilie berücksichtigt. Elyser ermöglicht zudem die semantische Aufbereitung von BIM-Modellen, damit diese auch zur Bewertung der Zirkularität und zur Erstellung eines Gebäuderessourcenpasses herangezogen werden können. Anhand dieser Daten liefert Elyser Optimierungsvorschläge und bezieht auch die Richtlinien von Zertifizierungssystemen mit ein.