
CO2-Preis – das müssen Sie wissen.
CO₂ entwickelt sich zunehmend zu einer eigenen Währung mit wachsender Bedeutung, insbesondere in der Immobilienwirtschaft. Die Bepreisung von ausgestoßenen Emissionen stellt die Branche vor große Herausforderungen. Sie birgt aber auch Chancen, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Wie können diese genutzt werden? Die LIST Gruppe gibt einen umfassenden Überblick, was genau hinter der CO2-Bepreisung steckt.
1. Preis als Anreiz zur CO₂-Vermeidung
Der CO₂-Preis ist ein Mechanismus, um sowohl für Individuen als auch Unternehmen Anreize zu schaffen, ihre Emissionen zu reduzieren. Es gilt das Verursacherprinzip: Wer CO₂ ausstößt, muss dafür zahlen. Durch die Einführung eines solchen Preises wird ein finanzieller Anreiz geschaffen, die Kosten durch Emissionseinsparungen zu minimieren. Damit ein CO₂-Preis tatsächlich eine Lenkungswirkung entfaltet und zu signifikanten Emissionsreduktionen führt, muss er jedoch ausreichend hoch angesetzt sein. Aktuellen Annahmen zufolge, müsste dieser bei etwa 200 Euro pro Tonne liegen.
2. Verursacherprinzip bei CO₂-Emissionen
Durch das Verursacherprinzip werden die Kosten, die durch umweltschädigende Handlungen entstehen, nicht auf die Allgemeinheit abgewälzt, sondern von den Verursachern selbst getragen. Dieses Prinzip der „Internalisierung“ von Schadenskosten sorgt dafür, dass die wahren Kosten von Emissionen sichtbar und spürbar werden. Im Gegensatz dazu steht die „Externalisierung“ der Kosten, bei der die Gesellschaft die von einzelnen Produzenten verursachten Schäden trägt, was häufig zu einer ungleichen Verteilung der finanziellen Lasten führt.
Der wachsende Handlungsbedarf hinsichtlich des Klimaschutzes setzt die Wirtschaft insgesamt und insbesondere die Bau- und Immobilienwirtschaft zunehmend unter Druck.
Der Gebäudesektor hat die gesetzlichen Emissionsziele im Vergleich zu anderen Sektoren deutlich verfehlt. Nach Angaben des Umweltbundesamtes reichen die bisherigen Nachhaltigkeitsanstrengungen wie energetische Sanierungen und der Einsatz energieeffizienter Heizungen nicht aus, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Laut Umweltbundesamt beträgt die sektorale Lücke im Gebäudesektor bis 2030 32 Millionen Tonnen Treibhausgase. Ein Knackpunkt: die zu geringe Sanierungsquote von Bestandsimmobilien. Im Jahr 2023 ging die Sanierungsquote mit 0,83 Prozent gegenüber 2022 (0,88 Prozent) sogar zurück.
Der Blick auf andere Sektoren zeigt: Im Vergleich zum Verkehrssektor (erwartete Sektorlücke von 180 Millionen Tonnen) wird der Gebäudesektor seine Klimaziele weniger deutlich verfehlen, hinkt allerdings trotzdem deutlich hinterher. So gehen Prognosen etwa davon aus, dass die Energiewirtschaft ihr Emissionsziel um 175 Millionen Tonnen übertreffen wird. Gleiches gilt für die Industrie (37 Millionen Tonnen weniger Ausstoß), die Landwirtschaft (29 Millionen) und die Abfallwirtschaft (17 Millionen Tonnen).
Im Jahr 2024 liegt der CO₂-Preis in Deutschland bei 45 Euro pro Tonne CO₂. Bis 2025 steigt dieser Preis auf 55 Euro pro Tonne. Diese Festpreise sind Teil der Festpreisphase des nationalen Emissionshandelssystems (nEHS), die von 2021 bis 2025 läuft.
Eingeführt wurde der nationale CO₂-Preis in Deutschland 2021 mit einem Festpreis von 25 Euro pro Tonne CO₂. Im Jahr 2022 stieg dieser Preis auf 30 Euro pro Tonne an und blieb auch 2023 auf diesem Niveau.
Die Bundesregierung und die Europäische Union nutzen CO₂-Zertifikate als Hauptinstrument zur Bepreisung von CO₂. Emittenten von Treibhausgasen müssen Zertifikate erwerben, um das Recht zu erhalten, Emissionen auszustoßen.
Seit 2021 befindet sich dieses System in einer Einführungsphase mit festgelegten Preisen für die Zertifikate. In dieser Phase werden die Preise schrittweise erhöht, um den Akteuren Planbarkeit für Kosten und Investitionen zu ermöglichen und erste Anreize zur Emissionsreduktion zu setzen.
Nach der Einführungsphase folgt ab 2026 eine Versteigerungsphase, in der die Preise durch Marktkräfte bestimmt werden. In diesem System bieten Unternehmen auf eine begrenzte Anzahl von Zertifikaten, was den Preis durch Angebot und Nachfrage regelt. Mit Einschränkungen, wie Manuel Höchemer in "LIST auf den Punkt." erläuterte: "Das Stichwort ist Marktstabilitätsreserve. Wenn zu viele Zertifikate im Umlauf sind, werden welche aus dem Markt gezogen. Sind zu wenig im Umlauf, ist der Preis zu hoch und es können wieder Zertifikate in den Markt geworfen werden. Es bildet sich ein gesteuerter Preis über Marktmechanismen, aber nicht rein über das Angebot und die Nachfrage."
Der Gebäudesektor ist derzeit nur indirekt betroffen, da die Hersteller und Lieferanten, die Produkte und Dienstleistungen für diesen Sektor bereitstellen, die notwendigen Zertifikate erwerben müssen.
Nachhaltigkeitskonzeption
mit LIST Eco
Sie fragen sich, wie Sie sich richtig auf die Entwicklung des CO2-Preises vorbereiten? Unsere Expert:innen von LIST Eco wissen, worauf es ankommt

Ab 2027 wird der Gebäudesektor zusammen mit dem Verkehrssektor und anderen durch ein spezielles Emissionshandelssystem, das sogenannte ETS II, reguliert. Dieses neue System soll dazu beitragen, die CO₂-Emissionen in diesen Bereichen effektiv zu reduzieren.
Das ETS II könnte ab 2027 zudem staatliche Mehreinnahmen in Milliardenhöhe generieren. Diese zusätzlichen Mittel sollen für Investitionen in eine sozial gerechte Transformation genutzt werden, um den Übergang zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig soziale Härten abzufedern. Für den erfolgreichen Start ist eine angemessene Vorbereitung entscheidend. Dies umfasst sowohl die technische Implementierung des Handelssystems als auch die Schaffung der notwendigen rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen.
Studien prognostizieren, dass die CO₂-Preise im ETS II deutlich über den aktuellen nationalen CO₂-Festpreisen liegen könnten. Höhere Preise sollen einen stärkeren Anreiz zur Emissionsreduktion bieten und somit die Klimaziele schneller erreichbar machen.
Immobilienunternehmen, insbesondere Projektentwickler und diejenigen, die auf günstige Finanzierungen angewiesen sind, sollten sich auf bevorstehende Änderungen einstellen. Banken sehen die Finanzierung emissionsreicher Projekte zunehmend als Risiko und haben bereits spezielle Richtlinien für energieintensive Branchen entwickelt.
Banken arbeiten derzeit an der Messung des CO₂-Fußabdrucks von Immobilienkrediten. Valide und transparente Informationen über den CO₂-Ausstoß von Immobilien, insbesondere entlang des CRREM-Pfads, sind entscheidend für die Kreditvergabe. Diese Daten helfen den Banken, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Risiken potenziell hoher CO₂-Kosten:
Die hohen Kosten für CO₂-Zertifikate könnten zu niedrigeren Renditen und Abwertungen von Immobilien führen. Die im Bau und Betrieb von Gebäuden ausgestoßenen Emissionen werden zur wichtigen Kennzahl für ihre Bewertung. Die Bauweise einer Immobilie und ihr CO₂-Ausstoß hängen unmittelbar zusammen. Und damit auch ihr Wert. Einen nicht weniger großen Einfluss nimmt der CO₂-Preis auf Bestandsbauten. Das gilt vor allem, wenn umfangreiche Sanierungen erforderlich sind, um die Emissionen im Betrieb zu reduzieren. In unserer Eventreihe „LIST auf den Punkt.“ hat Nadine Trautmann von der Deka Investment Immobilien spannende Einblicke darin gegeben, wie Immobilieninvestoren dem CO₂-Preis begegnen und seine Entwicklung abschätzen wollen. Der Erkenntnis: Der CO₂-Fußabdruck einer Immobilie ist schon jetzt ein hochrangiges Kriterium.
Die Zusammenhänge sind komplex: Ein niedriger CO₂-Preis würde zwar die Kosten für die benötigten Zertifikate für den Ausstoß von Emissionen reduzieren, gleichzeitig aber wohl das Risiko erhöhen, dass Immobilien physischen Risiken ausgesetzt werden. Die Annahme: Ein niedriger CO₂-Preis hätte zur Folge, dass staatliche und nicht-staatliche Institutionen ihren Emissionsausstoß nicht deutlich reduzieren oder kompensieren. Die Folgen des Klimawandels würden damit an Wucht zunehmen und Immobilien - und ihre Nutzer - sind erhöhten Risiken durch Umwelteinflüsse wie extremer Hitze oder Überschwemmungen ausgesetzt. Dieses Risiko kann wiederum mit möglichen Kosten für die Instandsetzung entstandener Schäden an den Gebäuden bepreist werden.
Unternehmen müssen daher Strategien entwickeln, um diese zusätzlichen Kosten zu bewältigen und sich auf mehrere Szenarien in der Entwicklung des Klimas und des CO₂-Preises einstellen. Es gilt der Grundsatz: Investitionen in die Reduktion von CO₂-Emissionen kosten Geld, die Folgen ausbleibender Investitionen könnten das aber deutlich übersteigen.
Übertragen lässt sich auch auf konkrete Bauvorhaben. Bei „LIST auf den Punkt.“ stellte Jannick Höper, geschäftsführender Gesellschafter bei LIST Eco, etwa eine Beispielrechnung auf, wie mit der Wahl von Baumaterialien und Bauteilen in Logistikhallen gezielt CO₂, und damit reale Kosten eingespart werden können.
Der CO₂-Preis betrifft unseren Alltag auf vielfältige Weise Für Haushalte, in denen mit fossilen Energieträgern wie Gas oder Öl geheizt wird, führt der CO₂-Preis etwa zu erhöhten Heizkosten. Auch der Strom- wird vom CO₂-Preis beeinflusst. Doch auch darüber hinaus können die Preise für Lebensmittel und Konsumgüter sichtbar steigen, weil Produktion und Transport kostenintensiver werden.
Es zeigen sich aber auch Effekte, die nicht unmittelbar auf den CO₂-Preis, allerdings auf das Ursprungsproblem zurückzuführen sind: die Veränderung des Klimas. Erhöhte Preise und der Anstieg der Inflation sind auch auf eine Verknappung von Lebensmitteln in Folge von Einbußen bei der Ernte zurückzuführen. Beispiele: Kakao oder Olivenöl.
Doch gleichzeitig fördert der CO₂-Preis den Umstieg auf energieeffiziente und umweltfreundliche Alternativen, was langfristig nachhaltiger und zukunftsfähiger ist.
Nachhaltigkeit und CO₂-Bilanzierung sollten fester Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein, genauso wie andere wesentliche Unternehmenskennzahlen. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass dort bereits strengere gesetzliche Vorgaben für Neubauten existieren. Diese verlangen eine detaillierte Bilanzierung der CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, inkl. der grauen Emissionen für Materialien.
Energieeffizienz steigern: Eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen ist die Steigerung der Energieeffizienz. Dies kann durch Investitionen in energieeffiziente Technologien und Bauweisen erreicht werden, die den Energieverbrauch signifikant senken. In Deutschland setzt das Energieeffizienzgesetz (ENEfG) klare Vorgaben und nimmt vor allem die öffentliche Hand in die Pflicht. Bund und Länder sind verpflichtet, ab 2024 Energieeinsparmaßnahmen umzusetzen, die bis 2030 erhebliche Endenergieeinsparungen bewirken sollen.
Energieträger umstellen: Die Umstellung auf klimafreundliche Energieträger wird durch gesetzliche Regelungen unterstützt und vorangetrieben. Um die Wärmewende zu schaffen, sollen bereits Mitte 2028 alle neu verbauten Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Den rechtlichen Rahmen dafür schafft das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Die in Deutschland für 2045 angestrebte Klimaneutralität hängt unmittelbar an der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Derzeit werden weiterhin rund 75 Prozent aller Heizungen mit fossilen Energieträgern wie Gas oder Öl betrieben.
Produktion von erneuerbaren Energie an Standorten: Um die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger zu ermöglichen, sind Veränderungen an der Infrastruktur unausweichlich. Benötigt werden Strategien, an welchen Standorten welche Form der Produktion erneuerbarer Energien effizient und wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Eine Schlüsseltechnologie ist die Nutzung von Sonnenenergie mit Photovoltaik-Anlagen. Die flächendeckende Nutzung auf Gebäuden - auch auf Logistikhallen wird weiter an Relevanz gewinnen.
Ein wichtiges Instrument ist die Kommunale Wärmeplanung. Sie verpflichtet Städte und Kommunen dazu, Energienetze so umzubauen, dass die Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien wie Sonnenenergie, Windenergie oder der Nutzung unvermeidbarer Abwärme (Fernwärme) gewährleistet werden kann. Städte und Kommunen müssen dafür in Abhängigkeit ihrer Größe bereits in den nächsten Jahren die notwendige Datenbasis schaffen, um Wärmepläne zu erstellen und notwendige Maßnahmen einzuleiten.
Nachhaltige Baustoffe einsetzen: Die Auswahl der richtigen Baustoffe spielt eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks. Materialien mit geringem CO₂-Ausstoß, wie recycelte Materialien oder Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, sollten bevorzugt eingesetzt werden. Erfolgsversprechend ist dabei vor allem die Kombination aus drei Herangehensweisen:
- Nicht mehr Baumaterial einsetzen als unbedingt notwendig
- Baumaterialien durch zirkuläre Bauweise wiederverwendbar machen
- Nachwachsende Rohstoffe als Baumaterialien einsetzen
CO₂-Fußabdruck messen und managen: Um Einsparpotenziale zu identifizieren und zu realisieren, ist der Einsatz von Werkzeugen wie der Lebenszyklusanalyse unerlässlich. Diese Tools helfen dabei, den CO₂-Fußabdruck genau zu bestimmen, entsprechende Optimierungen durchzuführen und dann gezielt im Betrieb zu managen.
Eine nachhaltige trägt nicht nur zum Werterhalt von Immobilien bei, sondern verbessert auch die Chancen auf günstige Finanzierungsbedingungen und sichert ein zukunftsfähiges Portfolio. Nachhaltigkeit ist somit nicht nur ein ethisches, sondern auch ein wirtschaftliches Gebot.

Jürgen Utz
Leiter Nachhaltigkeitsentwicklung
+49 (5921) 8840-948
juergen.utz(at)list-ag.de

Themenwelt CO₂-Preis
Alles hat seinen Preis - auch CO₂. Wer Emissionen ausstößt muss dafür schon seit einigen Jahren zahlen. Der Emissionshandel hat sich in dieser Zeit stetig entwickelt und wird sich weiter verändern. Unser Überblick.

Grundlagen: Emissionshandel
CO₂ ist eine Ware, sein Preis eine Währung. Gehandelt wird auf einem eigenen Markt. Wer Emissionen ausstoßen will, braucht CO₂-Zertifikate dafür. So funktioniert der Emissionshandel heute und in Zukunft.

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